„Zu Weihnachten gibt es Bollywood-Tanz“

Interview mit Frank Karcher, Personalleiter von Tata Consultancy Services (TCS), über die typische Firmenkultur einer Beratung mit indischen Wurzeln

JobguideXpress: Herr Karcher, Tata Consultany Services beschäftigt weltweit mehr als 300.000 Mitarbeiter, rund 17 der Dax-30 Unternehmen zählen zu Ihren Kunden. Als Arbeitgeber ist Ihr Haus hierzulande noch eher unbekannt. Woran liegt das? 

Karcher: TCS ist in Deutschland und in Österreich seit über 20 Jahren aktiv. Als Arbeitgebermarke sind wir aber noch nicht so bekannt, weil anfangs unsere deutschen Kunden überwiegend durch internationale Mitarbeiter bedient wurden. Bei TCS Deutschland arbeiteten anfangs vor allem indische IT-Berater. Seit 2009 verfolgt TCS weltweit jedoch eine klare Lokalisierungsstrategie. Nach dem Motto „lokale Märkte werden am besten von lokalen Fachkräften bedient“ haben wir seit 2010 unsere Mitarbeiterzahl um 150 Prozent von rund 400 auf 1.000 erhöht. Mittlerweile sind etwa ein Viertel unserer Berater hier vor Ort auch hierzulande aufgewachsen. Auch aufgrund dieser Personalstrategie herrscht bei uns derzeit eine echte Start-up-Atmosphäre und es ergeben sich viele  neue Karrierechancen. 

JobguideXpress: Welche Beratungsleistungen bieten Sie an und welche Ziele haben Sie sich für den deutschen Markt gesteckt? 

Karcher: TCS unterstützt große Konzerne und international tätige Mittelständler ab einer Milliarde Euro Jahresumsatz mit IT-Lösungen, Managementberatung, Engineering Services. Daneben sind wir als Outsouring-Dienstleister aktiv und bieten allerlei Dienstleistungen rund um das Thema IT-Infrastruktur an. Unser Ziel ist es, auf dem deutschen Markt weiter zu wachsen. Dementsprechend werden wir auch in den nächsten Jahren neue Mitarbeiter einstellen. Die Zielmarke steht fest: Wir wollen uns auch in Deutschland möglichst schnell als Nummer drei hinter IBM und Accenture positionieren. Seit 2010 ist unser Umsatz jedes Jahr um mehr als 30 Prozent gestiegen – auf zuletzt 178 Millionen Euro im Jahr 2013. 

JobguideXpress: Hinter TCS steht der indische Mischkonzern Tata. Wie macht sich das im Tagesgeschäft bemerkbar? 

Karcher: Wir sind eine internationale IT-Dienstleistungs- und Managementberatung mit indischen Wurzeln. Am besten passen zu uns Berater, die zuhören können, eher zurückhaltend sind und denen es wichtig ist, erst einmal mit anderen ein gemeinsames Verständnis davon zu gewinnen, worauf es bei einem Projekt ankommt. Damit neue Mitarbeiter eine Vorstellung von dieser besonderen Denk- und Vorgehensweise aufbauen können, verbringen sie in der Regel gleich zu Anfang ihrer Karriere bei uns einige Wochen in Indien. 

JobguideXpress: Wie indisch ist die TCS-Firmenkultur? 

Karcher: Frankfurt ist nicht Mumbai. Wir bemühen uns aber, kulturelle Brücken zu schlagen. Zum Beispiel wird in Indien im November das Lichterfest gefeiert. Wenn wir dann hier in Deutschland unsere Kollegen zum Weihnachtsfest einladen, ist das keine klassische Weihnachtsfeier, sondern läuft unter dem Titel „Lights and Bells“. Auf der Bühne gibt es dann Bollywood-Tanz und die indischen Kollegen stimmen Weihnachtslieder mit an. 

JobguideXpress: Welche Rolle spielen im deutschen Tagesgeschäft die Personalkapazitäten von Tata Consulting Services in Indien? 

Karcher: Unsere indischen Standorte helfen uns dabei, genauso wie unsere Kollegen vom Nearshore-Standort Budapest oder auch TCS im südamerikanischen Montevideo. Was unsere deutschen Kunden betrifft, sind derzeit neben den 1.000 TCS-Mitarbeitern hier vor Ort etwa 4.000 weitere Fachkräfte von TCS in der ganzen Welt aktiv. 

JobguideXpress: Welche Karrierechancen ergeben sich für Berater bei TCS in Deutschland? 

Karcher: Wir sind ständig auf der Suche nach Management Consultants und IT-Spezialisten, die Spaß daran haben, Unternehmen bei großen Geschäfts-Transformationsprogrammen zu begleiten, die neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln oder sich mit Big Data, Social Media oder Cloud-Computing auskennen. Je nach Bereich steigen Hochschulabsolventen bei uns zum Beispiel als Business Analysis ein. Die nächste Karrierestufe wäre in diesem Falle der Project Manager, danach käme der Business Relationship Manager. Wer Verkaufstalent hat, kann zum Sales Manager aufsteigen und betreut am Ende seinen eigenen Großkunden. 90 Prozent unserer Kunden sind Bestandskunden – darunter etwa die Deutsche Bank, die Commerzbank und Carl Zeiss. Dass viele Mitarbeiter sich bei uns wohl fühlen, zeigt die niedrige Fluktuationsrate von sechs Prozent. Im Schnitt bleiben Berater neun Jahre bei uns.