Verträge mit Verfallsdatum sind üblich - und nicht schlimm

Laut einer Studie der IG Metall arbeitet die Mehrheit der unter 24-Jährigen in "unsicheren Arbeitsverhältnissen", darunter auch in befristeten Jobs. Allerings sind Befristungen kein Massenphänomen und kein Dauerzustand. Und sie treffen in der Regel nur bestimmte Gruppen.

"Der Aufschwung geht an der jungen Generation vorbei", verkündete vor kurzem IG Metall-Vize Detlef Wetzel bei der Vorstellung einer neuen Arbeitsmarktstudie. Danach arbeiten 54 Prozent aller unter 24-Jährigen in unsicheren Arbeitsverhältnissen, etwa als Praktikant, mit einer Befristung im Arbeitsvertrag, als Leiharbeiter oder in einer Maßnahme der Bundesagentur für Arbeit. Bei den unter 35-Jährigen sind es immerhin auch noch 30 Prozent, bei Älteren sinkt die Quote dann auf 16 Prozent.

Was für junge Leute erstmal entmutigend klingt, ist gar nicht so dramatisch, glaubt man einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Die Forscher haben sich speziell das Thema "befristete Arbeitsverträge" vorgeknöpft und genauer hingeschaut. Ihre Botschaft: Befristungen sind kein Massenphänomen und kein Dauerzustand. Und sie treffen in der Regel nur bestimmte Gruppen. Danach sind es zunächst mal tatsächlich Berufseinsteiger, die befristete Verträge verpasst bekommen. Das bleibt in der Regel aber nicht so. Meist werden diese Verträge später entfristet.

In den Unis und Forschungseinrichtungen sind befristete Verträge dagegen gang und gäbe. Damit muss man leben. Das erklärt aber auch die hohe Befristungs-Quote unter Akademikern (15 Prozent). In der Industrie seien Verträge mit Verfallsdatum zum Beispiel eher unüblich. Unterm Strich, hätten Akademiker bei Anschlussjobs aber viel bessere Verhandlungspositionen als Berufstätige ohne Diplom. Insofern seien befristete Verträge zwar für den einzelnen unschön, aber kein gesellschaftliches Drama, sondern eher förderlich. (9. November 2010)

Quellen: Handelsblatt, Institut der Deutschen Wirtschaft

Prekäre Beschäftigung