Rechtsberater der Big Four haben Banken im Visier

Die Wirtschaftsprüfer haben im Markt der Anwaltskanzleien wieder erfolgreich Fuß gefasst. Nun haben sie sich die Finanzdienstleistungsbranche vorgenommen, schreibt ein Branchenkenner im Handelsblatt.

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Seit Ende der 1990er-Jahre versuchen die Wirtschaftsprüfer, in der Rechtsberatung Fuß zu fassen. Doch die Zerschlagung der Prüfungsgesellschaft Arthur Andersen 2002 setzte diesen Ambitionen zunächst ein Ende. Bis auf Deloitte, die hierzulande weiterhin enge Beziehungen zur Partnerkanzlei Raupach unterhielt, entledigten sich drei der Big Four-Firmen ihrer Anwaltsgesellschaften. Inzwischen sind sie jedoch mit ganz anderen Ambitionen in den Markt zurückgekehrt. Die klassischen Wirtschaftskanzleien stehen dem heutigen schrittweisen Aufbau der Wirtschaftsprüfer bislang zwar gelassen gegenüber, schreibt der Juve-Chefredakteur Aled Wyn Griffiths in einem Gastkommentar im Handelsblatt. Allzu viel Gelassenheit sei jedoch – so warnt der Experte für den Rechtsberatungsmarkt – nicht angebracht.

Auch wenn ihre Rechtsberatungszweige derzeit mitunter bescheideneres Wachstum als in den letzten Jahren einfahren – KPMG, PwC, Deloitte und EY fassen zunehmend Fuß im Territorium der Kanzleien. Bis dato war vor allem der große Mittelstandsmarkt betroffen, zu dem die Wirtschaftsprüfer durch ihre Prüfungs- und Steuerberatungstätigkeiten guten Zugang haben. Da das reine Prüfungsgeschäft immer weniger profitabel ist, haben sich die Wirtschaftsprüfer jedoch im Laufe der vergangenen zehn Jahre in puncto Rechtsberatung immer breiter aufgestellt. So nehmen die Big Four nun auch verstärkt den Finanzdienstleistungssektor ins Visier. Diese Bemühungen, den multidisziplinären Ansatz auch bei Banken zu verfolgen, sollten die Anwaltskanzleien besser nicht ganz so gelassen betrachten, empfiehlt Griffiths.

Quelle: Handelsblatt, 15. September 2015, Printausgabe Seite 15

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