KPMG-Skandal größer als angenommen

Um seinen Freund Bryan Shaw zu helfen, gab Scott London, Partner der Wirtschaftsprüfung KPMG in Kalifornien, Insidertipps weiter. Der nutzte das Wissen, um an der Börse Gewinne einzufahren. Die jetzt vorgelegte Anklageschrift zeigt, so schreiben Süddeutsche Zeitung und Handelsblatt, dass der Fall viel größere Ausmaße hat als ursprünglich angenommen.

Bislang ging man davon aus, dass Scott London die Informationen über zwei Klienten – das Diätunternehmen Herbalife und den Schuhhersteller Skechers – weitergab. Doch die Akten belegen, dass der Wirtschaftsprüfer wohl Insiderinformationen zu gleich fünf Unternehmen preisgab. Betroffen soll auch der Schuhhersteller Deckers Outdoor, der Gerätevermieter RSC Holdings und die Regionalbank Pacific Capital sein. So soll der Wirtschaftsprüfer London Presseinformationen herausgegeben haben, wenige Tage bevor sie veröffentlicht wurden. Sein Freund, der Juwelier Bryan Shaw soll mit diesem Insiderwissen im Laufe von fünf Jahren über 1,2 Millionen Dollar an illegalen Aktiengewinnen eingestrichen haben. Im Gegenzug entlohnte er seinen Tippgeber mit Bargeld und Geschenken.

Der Fall dürfte nicht nur Konsequenzen für den Ex-KPMG-Wirtschaftsprüfer London und dessen Freund Shaw haben, denen jetzt Haftstrafen drohen. So könnte dieser Insiderhandel auch zu schärfen Gesetzen in Sachen Wirtschaftsprüfung führen. Bislang wird in amerikanischen Geschäftsberichten verschwiegen, welcher Partner einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Bücher geprüft hat. Die zuständigen Regulierungsbehörden wollen jetzt diese Anonymität beenden.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, 13. April 2013, Printausgabe Seite 30
FAZ, 12. April 2013