Gründen und reich werden?

Wer ein Startup gründet, lebt erstmal vom Ersparten und von Tiefkühlpizza und wird beim Börsengang zum Millionär? Soweit das Klischee. Aber stimmt das auch? Das Magazin Gründerszene hat bei Investoren nachgefragt, was Gründerinnen und Gründer so verdienen.

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Auto verkaufen, Freunde und Familie anpumpen, Sparschwein plündern und im WG-Zimmer ins Unternehmertum starten – so wie Verena Hubertz haben viele Gründer angefangen. Direkt nach dem Studium gründete sie 2013 gemeinsam mit ihrer Studienkollegin Mengting Gao in Berlin das Startup Kitchen Stories – eine App für Kochrezepte, die Millionen von Nutzern hat. "Die erste Zeit war hart, denn zunächst wollte niemand in unsere Idee investieren", erzählt Hubertz: "Am Anfang haben wir uns gar kein Gehalt ausgezahlt. Das kam erst mit dem ersten Investment." 

Ranklotzen - reich werden?
Bei ihren Karriereentscheidungen sei es ihr noch nie ums Geld gegangen, sagt die Gründerin. Doch wer sich auf das Abenteuer Startup einlässt, hofft natürlich stets, dass sich der hohe persönliche Einsatz und das Risiko eines Tages auszahlen. Das Magazin Gründerszene hat sich bei Startup-Investoren umgehört und nachgefragt, welche Gehälter für Gründerinnen und Gründer in den ersten Jahren drin sind. Das Ergebnis: Sobald eine solide Finanzierung steht, können die Gehälter mit anderen Führungspositionen durchaus mithalten. Insbesondere, wenn ein Wagniskapitalgeber einsteigt, kann der Verdienst die Marke von 100.000 Euro knacken, heißt es in dem Artikel. Allerdings würden Investoren es schätzen, wenn Gründer anstelle eines hohen Gehaltes lieber viele Anteile behalten wollen – das gelte als Beweis, dass sie selbst fest an ihre Idee glauben.

Diese Faktoren beeinflussen das Gehalt

Wagniskapitalgeber vereinbaren in den Beteiligungsverträgen üblicherweise, dass sie bei den Gründergehältern mitbestimmen dürfen, schreibt Gründerszene. Dabei richten sie sich nach folgenden Kriterien:

> Wann wurde das Startup gegründet?
> Wie viele Finanzierungsrunden wurden bereits in welcher Höhe abgeschlossen?
> Wie sind die Lebensumstände des Gründers oder der Gründerin? Lebt er oder sie beispielsweise in einer Stadt mit hohen oder niedrigen Lebenshaltungskosten? Muss er oder sie eine Familie ernähren?
> Welche Erfahrungen hat der Gründer und wie hoch war das Gehalt in dem vorherigen Job?
> Wie viele Gründer und Gründerinnen führen gemeinsam das Startup?

Mehr Kapital bringt mehr Gehalt

Während ein typisches Gründergehalt in der Frühphase nach einer sogenannten Seed-Finanzierung eher bei 60.000 bis 70.000 Euro liege, sind nach der zweiten und dritten Finanzierungsrunde kräftige Gehaltssprünge möglich. Gründer, die in der Series-A-Finanzierung achtstellige Beträge einsammeln, verdienen oft bereits 100.000 bis 130.000 Euro jährlich, hat Gründerszene herausgefunden. Ab der Series-B-Finanzierung, die nur erfolgreiche Startups schaffen, seien sogar 150.000 bis 180.000 Euro drin. Oft würden Gründerinnen und Gründer in dieser Phase auch einen größeren Anteil verkaufen und auf diese Weise einen größeren Betrag einstreichen. 

Ähnlich lief es auch bei Verena Hubertz: 2017 verkauften sie und ihre Co-Gründerin zwei Drittel ihrer Anteile an den deutschen Elektrogerätehersteller BSH Hausgeräte und konnten zusammen einen zweistelligen Millionenbetrag einstreichen. Das finanzielle Polster nutzt die Jungunternehmerin jetzt als Basis für ein neues Karriere-Abenteuer: 2021 wechselte sie aus der Gründerszene in die Politik. Seit der letzten Bundestagswahl sitzt sie für die SPD im Bundestag.

Quellen: Gründerszene (paywall)Homepage von Verena HubertzMehr zu Kitchen Stories

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