"Einkäufer müssen auch morgen noch kein Chinesisch können"

Noch nie war der Beruf des Einkäufers so spannend wie heute. Strömten früher junge Menschen, die Karriere machen wollten, ins Marketing oder Controlling, so stehen mittlerweile auch Einkauf und Supply Chain Management bei ambitionierten Hochschulabsolventen ganz oben auf der Liste. Theo Kowalski, Geschäftsführender Partner der Personalberatung ConasManagement in München, verrät, warum.

Herr Kowalski, Sie waren lange Jahre Leiter des Siemens Zentraleinkaufs, dann Geschäftsführer der internationalen Geschäftseinheit Siemens Procurement and Logistics Services und hatten dann auch noch den Hut bei der Siemens-eigenen Inhouse-Consultingsparte für Supply Chain Management auf. Was hat Sie nach einer solchen Karriere dazu bewegt, sich jetzt mit ihrer eigenen Unternehmens- und Personalberatung ConasManagement selbstständig zu machen?

Deutsche Unternehmen suchen derzeit händeringend nach gutem Personal, um ihren Einkauf und ihr Supply Chain Management auf Vordermann zu bringen. Und als Praktiker war mir klar, dass den traditionellen Personalberatern in diesen Feldern vielfach einfach das Know-how fehlt, um die Kompetenzen von Einkäufern und Supply Chain Managern in den verschiedenen Funktionen und Hierarchiestufen wirklich beurteilen zu können. ConasManagement hat sich ganz auf die Personalberatung rund um Einkauf und Supply Chain Management spezialisiert und füllt damit eine Lücke im Personalberatermarkt.

Welche Kandidaten sind für Sie interessant?

Wir vermitteln Führungskräfte und ausgesprochene Spezialisten aus Einkauf und Supply Chain Management mit mindestens vier Jahren Berufserfahrung und einem Mindestjahresgehalt von etwa 60.000 Euro. Und zwar in jedweder Branche - von der Automobilzuliefererindustrie bis zur Konsumgüterbranche, vom Solarhersteller bis zur Versicherung.

Sind Sie auch für Direktbewerbungen offen?

Warum nicht? Allerdings müssen die Kandidaten schon fachlich überzeugen. Wer heute im Einkauf reüssieren will, braucht dafür den richtigen fachlichen Hintergrund: Entweder ist jemand von Hause aus Kaufmann oder Ingenieur - aus einer dieser beiden Welten sollte man allerdings schon kommen. Zum erfolgreichen Bewerberprofil gehören zudem weiche Faktoren wie persönliche Integrität, eine gewisse Kompetenz, sich in anderen Kulturkreisen zu bewegen, Verhandlungsgeschick und das Vermögen, Lieferantenpartnerschaften zu managen. Einkäufern kommt heute nicht zuletzt in global tätigen Unternehmen eine Schlüsselrolle zu, dementsprechend sind auch die Anforderungen an die Führungskompetenzen gestiegen.

Was empfehlen Sie Studenten, die eine Karriere im Einkauf oder Supply Chain Management anstreben?

Im ersten Schritt sollten sie möglichst in einem Konzern anheuern. Wichtig ist es, Erfahrungen im Ausland oder mit ausländischen Geschäftspartnern zu sammeln. Entgegen einer weit verbreiteten Mär muss man aber nicht unbedingt fünf Sprachen beherrschen, wenn man international arbeiten will. Die Chinesen und Japaner reagieren eher amüsiert, wenn ein Deutscher versucht, mit ihnen in ihrer Muttersprache zu kommunizieren. Verhandlungssicheres Englisch reicht völlig aus. Die Japaner und Chinesen verhalten sich heute nämlich auch nicht anders als deutsche Eltern, die ihren Nachwuchs für die globale Welt fit machen wollen: Sie schicken ihre Kinder auch ins Ausland zum Studium, zum Beispiel in die USA.

Das Gespräch führte Julia Leendertse

(6. Oktober 2010)

Interview