Britischer Prüfermarkt gerät in Bewegung

Im britischen Prüfermarkt stehen eine Reihe von Wechseln bei attraktiven Blue-Chip-Firmen an, meldet die Börsen-Zeitung. Damit käme eine bislang ungeahnte Bewegung in den Markt, nachdem Wettbewerbshüter zumindest verbal die Vormachtstellung der Big Four – PwC, Deloitte, KPMG und Ernst & Young – schon einmal schärfer angegangen sind.

Nach wie vor halten die Big Four 96 Prozent der Prüfmandate am FTSE 100, dem Financial Times Stock Exchange Index 100. So zeichne sich zwar nicht ab, dass die vier Prüfgiganten ihre Übermacht verlören, aber die Wechsel setzten doch ein deutliches Zeichen in einem bislang starren britischen Prüfermarkt, schreibt die Börsen-Zeitung.

Der große Verlierer sei dabei PwC. Das Haus büßte nach 16 Jahren das Prüfmandat des Energiekonzerns BG Group an Ernst & Young ein, Vermögensverwalter Schroders wechselt nach 52 Jahren zu KPMG und auch der Versicherer RSA wandert von PwC zu KPMG ab. Allerdings muss KPMG wiederum befürchten, das lukrative Prüfmandat der Großbank HSBC zu verlieren. Die Bank, die zuletzt die Buchprüfung mit 81 Millionen Dollar vergütete, hat den Kontrakt neu ausgeschrieben – und der Auftrag könnte daher ab 2015 theoretisch an einen Konkurrenten der Big Four gehen.

Gerade von HSBC, so die Börsen-Zeitung, könne ein Signal ausgehen. Fraglich sei nur, wie weit dieses Signal reiche, zumal die EU-Kommission seit 18 Monaten eine „mögliche Vernachlässigung von Aktionärsinteressen und Buchprüfern untersucht“. Die Bestrebungen, gegen die langfristigen, engen Beziehungen zwischen Unternehmen und Buchprüfern vorzugehen, seien nicht neu. Nur seien seit der Finanzkrise die Stimmen lauter geworden, die nach der Rolle und der Verantwortung der Prüfer fragen.

Die britische Wettbewerbskommission testiert dem britischen Prüfermarkt Apathie: Ein Drittel der 100 größten britischen Unternehmen haben den gleichen Prüfer wie vor zwei Dekaden, und rund zwei Drittel dieser Unternehmen hat eine der Big Four-Prüfer seit mehr als zehn Jahren mandatiert. Über die Vorschläge von Prüferrotationen und Neuausschreibungen der Mandate in regelmäßigen Abständen gingen die Meinungen selbst unter Aktionären nach wie vor weit auseinander, so die Börsen-Zeitung.

Quelle: Börsenzeitung, 13. März 2013, Printausgabe, Seite 8