Spätstarter in Sachen Rohstoffpolitik

Dieter Heuskel (61), von 1998 bis 2006 Deutschlandchef der Boston Consulting Group (BCG) und heute Mitglied der weltweiten BCG-Geschäftsführung, warnt vor dem wachsenden Einfluss der Politiker in der Wirtschaft und einer Re-Verstaatlichung der Rohstoffvorkommen.

Auch weil Deutschland in Sachen Rohstoffsicherung ein absoluter Spätstarter ist, lässt Heuskel jetzt seinen Warnungen Taten folgen.

Als Vorsitzender des Lenkungsausschusses der neuen deutschen Allianz zur Rohstoffsicherung will das BCG-Urgestein sich dafür einsetzen, dass der deutschen Wirtschaft die Rohstoffe nicht ausgehen.

"Chinas Politiker (...) verändern die Spielregeln der Weltwirtschaft", schrieb der Strategieberater Dieter Heuskel bereits vor einem Jahr im Handelsblatt. "Die chinesische Regierung hat sich im großen Umfang Rohstoffvorkommen in Afrika, Zentralasien und Lateinamerika gesichert. Gleichzeitig droht sie dort, wo sie heute ein Fastmonopol besitzt, bei Seltenen Erden, mit drastischen Exportbeschränkungen", schreibt Heuskel.

Der Chairman der Boston Consulting Group hält einen Perspektivwechsel auf Seiten der Politik wie der Wirtschaft für dringend notwendig. Die politischen Akteure bräuchten ökonomischen Sachverstand und unternehmerischen Mut, um kurzfristig unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen. Umgekehrt müssten die wirtschaftlichen Akteure ihrer politischen Verantwortung gerecht werden.

Im konkreten Fall der neuen deutschen Allianz zur Rohstoffsicherung geht es laut Heuskel nicht darum, die Rohstoffverknappung der gesamten Republik zu gewährleisten, sondern vielmehr darum, Rohstoffvorkommen weltweit zu erkunden und zu bewerten, um so Bezugs- und Beteiligungsoptionen für deutsche Unternehmen zu schaffen. Die Allianz wurde unter der Federführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gegründet und zählt zwölf Gründungsmitglieder, darunter die Konzerne, BASF, Bayer, BMW, Daimler sowie Evonik und ThyssenKrupp, die zum Start je 300.000 Euro einschossen. Aus der Beratungsbranche sind BCG, PricewaterhouseCoopers (PwC) und Egon Zehnder mit von der Partie - allerdings ohne finanzielle Beteiligung.

(März 2012) Quelle: FTD

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