SEC bringt Prüfer in China in Bedrängnis

Die chinesischen Töchter der Wirtschaftsprüfer Deloitte, Ernst & Young, KPMG, PwC und BDO haben einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt derzeit in 40 Fällen wegen Betrugs gegen chinesische Unternehmen und bezieht auch deren Wirtschaftsprüfer mit ein, meldet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Die Firmen hatten an den US-Börsen notierte Firmenhüllen gekauft und konnten so die zahlreichen Informationspflichten für Börsengänge umgehen.

In den letzten Jahren, so schreibt die NZZ, stürmten chinesische Firmen gleich scharenweise an die Börsen in den USA und Kanada. Häufig kauften sie dafür bereits eine an den US-Börsen gelistete Firmenhülle (Reverse Merger) und hatten damit die Zulassung eines Wertpapiers zum amtlichen Handel in der Tasche, ohne die aufwändigen Informationspflichten, die mit einem Börsengang verbunden sind. Die Investoren griffen auch begeistert zu. Der Haken: Viele chinesische Firmen gerieten in Verdacht, die Bücher manipuliert zu haben. Etwa die chinesische Baumplantagenfirma Sino-Forest, die seit 1995 an der kanadischen Börse ist. Jetzt stellte sich heraus, dass der Waldbesitz weitaus geringer war als in den Büchern angegeben. Die Firma steckt im Konkurs, das Listing wurde ihr entzogen. Und Ernst & Young konnte nur durch die Zahlung von 118 Millionen US-Dollar eine Sammellage geschädigter Investoren ausräumen.

Wegen dieser und anderer vermeintlicher Buchmanipulationen stehen nun die China-Töchter der Big Four und von BDO unter Verdacht. Sie sind in eine gesetzliche Lücke gerutscht. Die sonst für den Börsengang üblichen Informationen entfielen wegen der Kotierung, die aber jetzt die SEC haben will. Aus chinesischer Sicht stellen aber diese Geschäftsunterlagen Staatsgeheimnisse dar – und die Firmen rücken sie nicht heraus. Die SEC hat daher die Kotierung von 50 chinesischen Unternehmen bereits rückgängig gemacht und ermittelt in 40 Fällen wegen Betrugs – und eben auch gegen die China-Töchter der namhaften WPs.

(01|2013) Quelle: Neue Zürcher Zeitung (5. Dezember 2012)

US-Börsenaufsicht SEC