Schneller zum WP-Examen

Studium, drei Jahre Berufspraxis, dann das aufwändige Wirtschaftsprüferexamen ? das ist nicht mehr zeitgemäß, sagten sich die Big Four der WP-Branche und entwickelten gemeinsam mit dem Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) und ausgewählten Hochschulen einen neuen berufsbegleitenden Masterstudiengang: "AuditXcellence - The Master Program in Auditing" verzahnt Studium und Beruf miteinander.

Mit dem Studium, schreibt die Financial Times Deutschland, wollten die Big Four die eigenen Ausbildungsprogramme der Prüfungsgesellschaften ergänzen. Es wird an sechs Hochschulen in Lüneburg, Münster, Bochum, Mainz und Mannheim sowie an der Frankfurt School of Finance angeboten und soll auch mittelständischen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften offenstehen.

Der berufsbegleitende Masterstudiengang dauert insgesamt dreieinhalb Jahre, wobei sich Studien- und Praxisphasen abwechseln. Von November bis April wird in den Unternehmen gearbeitet. Sobald die Jahresabschlüsse stehen, wird an den Wochenenden studiert. So sollen die Studenten den Lehrstoff direkt in der Praxis umsetzen können. Zusätzlich soll das Studium auch die Soft Skills vermitteln, die für spätere Führungsaufgaben qualifizieren.

Die Big Four garantieren den Hochschulen eine Mindestteilnehmerzahl von 30 bis 35 Studenten und die entsprechenden Studiengebühren. Im Gegenzug erhalten die Teilnehmer eine universitäre Ausbildung und werden gezielt auf das Berufsexamen vorbereitet. In Mannheim haben bereits die ersten Studenten ihre Ausbildung abgeschlossen: 82 Prozent haben bestanden, damit liegt die Bestehensquote weitaus höher als der Bundesschnitt von nur 60 Prozent - und das bei verkürzter Ausbildung.

Kritiker befürchten jedoch, dass die neue Welt der Bachelor- und Masterabschlüsse im Fach Wirtschaftsprüfung dazu führen wird, dass das traditionell hohe Ausbildungsniveau des Berufsstands aufgeweicht und die bestehende Zweiklassengesellschaft in der WP-Branche - auf der einen Seite die mächtigen Großen, auf der anderen Seite die weniger ressourcenstarken Kleinen - verschärft wird. Während die Big Four der Branche von jeher viel Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert haben und ob ihres Erfolges auch investieren konnten, fürchten vor allem kleinere und mittlere Prüfgesellschaften hier nicht mithalten zu können und sich im Wettbewerb um die besten Köpfe dadurch schlechter zu stellen.

(Juni 2012) Quellen: Financial Times Deutschland, Audit_Xcellence, eigene Recherchen

 

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