Rekordstrafe in Großbritannien

Seit der Bankenkrise steht der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer unter Beschuss. Jetzt bekam der weltweite Branchenprimus PricewaterhouseCoopers (PwC) in Großbritannien eine Rekordstrafe aufgebrummt.

"Inkompetente" Mitarbeiter von PwC - so berichtet die FAZ - hatten dem Bankhaus JP Morgan testiert, dass das Finanzinstitut Kunden- und Bankgelder vorschriftsmäßig voneinander getrennt verbucht. Das Gegenteil war allerdings der Fall. Die Londoner Finanzaufsicht (FSA) erteilte PwC eine schwere Rüge und 1,6 Millionen Euro Strafe.

 

WP-Kritikern geht die Strafe jedoch noch nicht weit genug. Sie monieren, dass der Anschein erweckt würde, dass WPler auch mit groben Berufspflichtverletzungen noch davonkommen und das nach der Bankenkrise und der unrühmlichen Rolle, die die Branche dabei gespielt habe.

Dabei ist das Bußgeld, das PwC jetzt zahlen muss, die bislang höchste Strafe, die in Großbritannien jemals gegen Abschlussprüfer wegen Berufspflichtverstößen verhängt wurde. Zum Hintergrund: Die Londoner Finanzaufsicht (FSA) schreibt vor, dass Finanzinstitute Gelder von Banken und Kunden strikt voneinander trennen müssen. Dass JP Morgan aber genau das von 2002 bis 2008 nicht tat, war PwC nicht aufgefallen. Besonders pikant: Bereits beim Zusammenbruch von Lehman Brothers hatte die Mischung von Kundengeldern und Bankgeldern für erheblichen Ärger gesorgt: Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 konnten Kunden lange Zeit nicht auf ihr Geld zugreifen, weil erst langwierig geklärt werden musste, was wann an welchen Kunden überhaupt ausgezahlt werden durfte.

Bei den WP-Kritikern stößt auf Unverständnis, dass JP Morgan keinerlei Verfahren gegen einen zuständigen Partner von PwC eingeleitet hat beziehungsweise keinen Verantwortlichen öffentlich genannt und gerügt hat. In den Medien wird nun darüber gemutmaßt, dass PwC sich hinter den Kulissen zu der groben Pflichtverletzung bekannt hat, um einer höheren Strafe zu entgehen. PwC erklärte, die internen Defizite seien nun durch Zusatzausbildung der Mitarbeiter angegangen worden.

(07.02.2012) Quelle: FAZ (kostenpflichtig), diepresse.com

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