Pure Gefälligkeitsgutachten?

"Wohlwollend" muss das Arbeitszeugnis ausfallen, hat der Gesetzgeber festgelegt. Das führe dazu, dass Personalchefs den Beurteilungen auf Papier zunehmend nicht mehr vertrauten, schreibt die Fachzeitschrift Personalwirtschaft.

Erste Personalberater fordern deshalb sogar bereits die Abschaffung des deutschen Arbeitszeugnisses. Ihr Vorwurf: Es handele sich häufig um reine Gefälligkeitsgutachten - oft sogar aus der Hand des Betreffenden selbst. Das Erstellen der Zeugnisse bedeute für die deutsche Wirtschaft deshalb eine erhebliche Ressourcenverschwendung. Personaler könnten viel Zeit und Geld sparen, wenn sie auf die wohlwollenden Beurteilungen und deren Übersetzung in den Zeugniscode verzichteten.

Was viele nicht wissen: Das deutsche Arbeitszeugnis ist international gesehen eine Insellösung. Nirgends auf der Welt erhalten Arbeitnehmer derart umfassende und formalisierte Beurteilungen. Die Erstellung der Zeugnisse koste aber nicht nur viel Zeit - so die Personalwirtschaft. Sie führe auch dazu, dass Mitarbeiter allzu oft gegen Zeugnisformulierungen rechtlich vorgingen. Rund 30.000 solcher Verfahren beschäftigten jedes Jahr die Gerichte. "Dabei hat sich seit 1995 der Anteil der sehr guten Benotungen verdreifacht, der der befriedigenden Beurteilungen hingegen halbiert", schimpft Holger Münch, Leiter der Berliner Niederlassung der Personalberatung PMS. Die Folge: Personaler wie Experten stellen dem Arbeitszeugnis selbst schlechte Noten aus. Sie fordern als Alternative zum klassischen Arbeitszeugnis Tätigkeitsbeschreibungen ohne Bewertungen.

Fazit für Bewerber: Wer auch zukünftig mit seinem Arbeitszeugnis punkten will, sollte Wert auf eine möglichst detaillierte Beschreibung seiner Tätigkeit legen. (3. August 2010)

Quelle: Personalwirtschaft

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