Mit Nichtakademikern Margen im Prüfgeschäft erhöhen

Die Zahl der Nichtakademiker im Prüfgeschäft steigt. Was im Umkehrschluss auch heißt: Zukünftig werden hier weniger Akademiker gebraucht.

Für simple Routinearbeiten in der Abschlussprüfung wie Datenabgleich oder das Ausfüllen von Steuerformularen benötigt etwa die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG keine hochqualifizierten Experten und plant erstmals 70 Büro - und Industriekaufleute sowie Steuerfachangestellte anzustellen. Im neu gegründeten Servicecenter sollen mittelfristig rund 300 solcher Stellen entstehen, meldet die Financial Times Deutschland (FTD).

Das Outsourcing von weniger anspruchsvollen Tätigkeiten in Tochterunternehmen liegt bei den Big Four im Trend. Der Grund: Wer weniger auf Wirtschaftsprüfung spezialisierte Betriebswirte auf der Payroll hat, kann im hart umkämpften, margenarmen Prüfgeschäft durch den Einsatz preiswerterer Arbeitskräfte die Rendite erhöhen, schreibt die FTD.

So gründete PricewaterhouseCoopers (PwC) bereits vor einem Jahr ein Servicecenter im polnischen Katowice und eröffnete wenig später ein weiteres in Duisburg. Die 85 Angestellten "bereiten administrative Aufgaben im Rahmen einer Prüfung vor, wo kein prüferisches Ermessen und Risikopotenzial vorliegt", zitiert die FTD das Unternehmen. Der Wirtschaftszeitung zufolge soll es jedoch noch einen zweiten Grund für die Entscheidung der WPler geben, Routinearbeiten an Tochterunternehmen mit geringer qualifizierten Mitarbeitern abzugeben: der Nachwuchsmangel. Immer häufiger sollen angeblich Banken den Big Four die Talente wegschnappen, weil sie besser bezahlen.

Damit geht der Kampf um Prüfmandate in eine neue Runde, in der Standardarbeiten unter Renditegesichtspunkten ausgelagert werden. Verzichten will keiner auf das margenarme Prüfgeschäft: Für die Big Four ist es das Eintrittsticket in das lukrative Beratungsgeschäft. So sollen laut FTD die Tagessätze für ein Prüfmandat bei 800 Euro liegen, im Beratungsgeschäft aber bei 3.000 Euro. Das ist ganz ähnlich wie bei Tankstellen: Die Wirtschaftsprüfung ist das Treibstoffgeschäft, die Renditen aber werden mit Süßigkeiten, Snack und Lebensmitteln gemacht, also dem Beratungsgeschäft.

(23. Juli 2012) Quelle: Financial Times, 23. Juli 2012 (nur Vorspann, kostenpflichtiger Artikel)

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