Kreative Buchführung bei Cloud-Umsätzen

Cloud Computing ist der wachstumsstärkste IT-Zweig. Um an der Börse und vor Kunden zu glänzen, mogeln die IT-Anbieter bei den Umsatzzahlen in diesem Segment, schreibt die Wirtschaftswoche.

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Bis Ende 2016 soll die IT-Branche allein mit dem Cloud Computing rund 100 Milliarden Dollar umsetzen, schätzt der amerikanische IT-Marktforscher IDC. Und das bei einer Wachstumsrate von jährlich 20 Prozent, fünfmal so hoch wie die gesamte Branche. Daher mogeln Oracle, SAP, IBM, HP und Co. schon mal gerne mit ihren Umsatzzahlen in diesem Segment, um sich besser vor Anlegern und Kunden darzustellen und die schwindenden Umsätze im klassischen IT-Segment in den Hintergrund treten zu lassen.

Oracle etwa will im abgelaufenen vierten Quartal 2015 650 Millionen Dollar und ein Plus von 26 Prozent mit Cloud-Produkten gemacht haben, bei SAP stieg der Umsatz sogar um 81 Prozent auf 686 Millionen Dollar. Doch der genauere Blick der Marktforscher von IDC-Konkurrent Gartner in die Bücher beider Konzerne zeigt: Sie rechnen Umsätze in das Cloud Computing hinein, die dort nicht hingehören. Etwa das klassische Hosting-Geschäft, wenn Konzerne ihre Software über das eigene Rechenzentrum per Standleitung zur Verfügung stellen oder auch das Leasing von Hardware. Auch IBM zählt alles, was als Dienstleistung „as a Service“ charakterisiert werden kann, zu den Cloud-Umsätzen. Mit den großen Umsatzzahlen, so der Gartner-Report, dürften wohl die Konzerne auf den Erfolg von Amazon reagieren. Die Sparte Amazon Web Services (AWS) setzt rund 7,5 Milliarden Dollar – echte Cloud-Umsätze, wohlgemerkt. Das, zitiert die Wirtschaftswoche den Gartner-Report, habe den Druck auf die anderen Anbieter erhöht, „ebenfalls große Zahlen zu veröffentlichen – und ihre Cloud-Umsätze zu frisieren“.

Quelle:Wirtschaftswoche, 26. März 2016