Jobmotoren für die Region Stuttgart

Auto- und Maschinenbau spielen traditionell in Stuttgart eine riesige Rolle. JobguideXpress hat den Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Walter Rogg gefragt, wie sich der Standort und die technischen Berufsbilder entwickeln.

In Stuttgart dominieren die Export-Branchen Maschinen- und Fahrzeugbau. Wie hat sich die Region in der Wirtschaftskrise geschlagen?

Die weltweite Krise hat nichts daran geändert, dass die Region Stuttgart zu den stärksten Standorten mit ausgezeichneten Berufschancen gehört. Die Unternehmen haben vorausschauend reagiert und - unterstützt vom Krisenpaket der Politik - möglichst keine Leute entlassen, die sie jetzt wieder mit viel Aufwand suchen müssten. Wir müssen zwar damit rechnen, dass einige Maschinenbaufirmen Schwierigkeiten mit der Vorfinanzierung von Aufträgen bekommen und deshalb zeitverzögert in Turbulenzen geraten. Aber unser exportstarker Wirtschaftsraum profitiert vom Anziehen der Konjunktur und wird zu den Gewinnern der nächsten Jahre gehören, mit vorteilhaften Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Wirtschafts- und Steuerkraft.

Der Automobilbranche  steht vor einem Umbruch - um international zu bestehen, müssen deutsche Autos sauberer und billiger werden. Wie gut ist die Autostadt Stuttgart für den Wandel gerüstet?

Weltweite Überproduktion und neue Antriebe sind die größten Herausforderungen für die Automobilindustrie und die Zulieferunternehmen. Die Region Stuttgart ist eine von acht deutschen Modellregionen für Elektromobilität. Hier werden mit finanzieller Unterstützung des Bundes Pilotprojekte gestartet - übrigens nicht nur für Autos: In unserer Region rollt die größte Flotte von Elektrozweirädern in Deutschland. Mit der Forschungs- und Technologiestärke in der Region werden wir auch eine gute Rolle bei Erneuerbaren Energien, Effizienztechnologien und IT-Dienstleistungen spielen. Gerade die mittelständischen Maschinenbaufirmen können sich hier neue Geschäftsfelder erschließen.

Welchen Stellenwert werden Fahrzeug und Maschinenbau an der Wertschöpfung in der Region in Zukunft noch haben? Aktuell sind es circa 40 Prozent. Ihre Prognose für 2020?

Unsere Kernbranchen werden für uns weiterhin wichtig bleiben, allerdings unter geänderten Vorzeichen: Automobilzulieferer werden noch stärker diversifizieren, als sie es bereits in der Vergangenheit getan haben, und ihr Know-how für Wachstumsbranchen, wie Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und Clean Energy nutzen. Für Maschinenbauer wird es den Trend geben, die Produktion mit produktionsnahen Dienstleistungen zu ergänzen. Dort eröffnen sich neue Wachstumsfelder mit hoher Rendite.

Was bedeutet das für den Stuttgarter Arbeitsmarkt - brauchen Sie in fünf Jahren keine Maschinenbauingenieure mehr?

Im Gegenteil, der klassische Maschinenbauer mit einer breiten und soliden Basisausbildung wird immer gefragt sein, vor allem dann, wenn er oder sie noch Kenntnisse in Mechatronik, optischen Technologien, Materialwissenschaften, Produktionstechnik sowie IT-Kompetenz vorweisen kann. Da in der Region Stuttgart fast alle Industriefirmen einen Großteil ihrer Produkte exportieren, sind auch Fremdsprachenkenntnisse wichtig. Allgemein lässt sich sagen, dass Leute mit Kreativität gefragt sind und mit einem Gespür dafür, wie man Dinge neu kombinieren kann. Auch für Kaufleute, Logistiker, Naturwissenschaftler sind wir ein sehr guter Standort, ebenso für Menschen, die über Erfahrung in industrienahen Dienstleistungen verfügen. Das beschränkt sich keineswegs nur auf Akademiker: Sehr gut ausgebildete Facharbeiter mit einer Zusatzqualifikation beispielsweise in Mess- und Regeltechnik haben bei uns ausgezeichnete Berufschancen.

Drei gute Gründe für Stuttgart: Warum lohnt es sich für junge Fachkräfte hierher zu ziehen?

Wir bieten urbanes Nachtleben plus S-Bahn vor die Tore des Schwarzwalds und zur Schwäbischen Alb. Vom angesagten Jazzclub bis zur preisgekrönten Oper finden Sie in der Region Stuttgart alles. Zudem sind wir eine Weinbauregion und ein Feinschmeckerparadies. Nicht zu vergessen: Obwohl bei uns gutes Geld verdient wird, sind die Mieten bezahlbar. (9. November 2010)

Die Fragen stellte Kirsten von Elm.

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Jobguide-Interview