Gerhard Ziegler führt Wirtschaftsprüferkammer

Die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) hat ihre Führungsriege neu gewählt. Mit Gerhard Ziegler rückt ein Vertreter der mittelständischen Praxen an die Spitze der Berufsorganisation, schreibt die Börsen-Zeitung. Für das Finance Magazin sorgt die Vorstandswahl für Zündstoff.

Gerhard Ziegler (62) ist für das Stuttgarter Beratungshaus Bansbach GmbH tätig, das wiederum dem internationalen Netzwerk Kreston angehört. Seit 2003 war der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Landespräsident der Wirtschaftsprüferkammer in Baden-Württemberg. Auf ihn kommt die schwierige Aufgabe zu, die Wogen in der Berufsvertretung nach den Querelen zu glätten. Nach den jüngsten Beiratswahlen haben wieder die Big Four neben Vertretern aus dem Mittelstand die Mehrheit im Vorstand der Kammer. Bei den letzten Beiratswahlen 2011 hatten Vertreter der kleinen Praxen überraschend das Zepter in den Gremien der Wirtschaftsprüferkammer übernommen – nachdem zuvor mit PwC, KPMG, EY und Deloitte über Jahre die Big Four die Berufsorganisation dominiert hatten.

Das bedeutet nicht, dass damit die Grabenkämpfe zwischen den kleinen Praxen und den großen Prüfungsfirmen vorbei sind. Mit Hans Friedrich Gelhausen ist ein Vertreter von PwC Vizepräsident, den zweiten Vizeposten bekleidet Gerhard Albrecht mit eigener Praxis. Im Vorstand sind die Big Four mit jeweils einem Vertreter präsent. Vorsitzer des Beirats ist Marian Ellerich (PKF Fasselt). Nach wie vor sitzt Michael Gschrei, Geschäftsführer des Verbands für mittelständische Wirtschaftsprüfung wp-net, der bei dieser Wahl auch die meisten Stimmen erhalten hatte, im Beirat.

Gschrei, der 2011 bereits zum Präsidenten der WPK gewählt wurde, aber nach einem halben Jahr aus internen Gründen von diesem Amt zurücktrat, wie auch Rainer Eschbach, Landesgruppensprecher des baden-württembergischen wp-nets, erheben laut Finance Magazin harte Vorwürfe. Sie werten die Zusammensetzung des neuen Vorstands als „massiven Verstoß gegen das Demokratieprinzip“. Der Grund: Obwohl sie im Juli mit 16 Mandanten die meisten Stimmen bei der Beiratswahl erhalten hatten, wurde kein Kandidat der Gschrei-Liste in den Vorstand gewählt. Fast alle der restlichen 45 Mandate teilen sich die Big Four und die Herzig-Liste untereinander auf, die dem Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer (IDW) nahesteht. Auch aus der Eschbach-Liste, die innerhalb der vereidigten Wirtschaftsprüfer Mandate gewonnen hatte, kam kein Vertreter in den Vorstand. Der WPK-Vorstand sowie die Vorstandsabteilungen sollten wohl wp-net-frei sein, moniert Gschrei laut Finance Magazin auf der Internetseite von wp-net. Damit würde der Vorstand nicht alle Praxisgrößen repräsentierten, so Gschreis Vorwurf.

Quelle: Börsen-Zeitung, 12. September 2014, Printausgabe, Seite 16

Finance Magazin, 17. September 2014