Fusion von Booz und PwC beschlossen - schlechte Karten für Roland Berger

Nachdem PwC aus den Fusionsgesprächen mit der Strategieberatung Roland Berger ausgestiegen ist, gab sie nun den Zusammenschluss mit einem direkten Konkurrenten von Roland Berger bekannt: dem US-Unternehmen Booz & Company. Die Partner von Booz sollen Anfang Dezember ihr o.k. geben und auch die Aufsichtsbehörden müssen noch zustimmen.

Wenn dies aber beides über die Bühne ist, entsteht ein weltweit tätiges Unternehmen mit beinahe 190.000 Mitarbeitern. Offiziell sprechen die beiden Unternehmen von einer Fusion, doch eigentlich handelt es sich um eine Übernahme, denn Booz kam zuletzt weltweit auf rund eine Milliarde Dollar Umsatz, während PwC mit seiner Beratungssparte auf knapp neun Milliarden Dollar kommt. Interessant für PwC ist, dass Booz bei vielen Kunden den Zugang hat zur Chefetage hat und dort ganzheitliche Strategieberatung macht, während PwC eher auf der Umsetzungsebene IT- und Personalprozesse begleitet und beim Projektmanagement beraten hat. Somit greift das fusionierte Unternehmen in dem Markt von McKinsey und BCG an.
Nach Meinung von Branchenexperten könnte dieser Zusammenschluss deshalb auch eine Neuordnung der Beraterbranche einläuten: "Die Wirtschaftsprüfer machen Ernst mit ihren Plänen, im Beratungsgeschäft anzugreifen", sagte Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, dazu dem Handelsblatt. Weil das Beratungsgeschäft der Big Four mehr Wachstum verspricht als das Prüfungsgeschäft, hatten sich auch die Konkurrenten Deloitte, KPMG und EY (ehemals Ernst & Young) in letzter Zeit bereits mit der Übernahme kleinerer Spezialberatungen verstärkt. Eine Großfusion wie nun die von PwC und Booz war seit langem erwartet worden, denn die Globalisierung hat zur Folge, dass Konzerne auch von ihren Beratern weltweite Präsenz erwarten. Zudem wollen sie möglichst viele Leistungen aus einer Hand beziehen. Beides aber ist für mittelgroße Beratungen nicht zu stemmen.

Booz war schon länger auf der Suche nach einem größeren Partner, habe wohl auch mit Accenture verhandelt. Und PwC war wohl länger im Gespräch mit Roland Berger. Doch mit den Münchnern gab es dem Vernehmen nach keine Einigung über die gemeinsame Struktur und den Kaufpreis.

Auch mit Deloitte und EY hatte Berger wohl schon verhandelt, aber auch hier wurden die Gespräche abgebrochen und EY sei nicht mehr interessiert, schreibt das Handelsblatt. Für Roland Berger wird es daher nun immer unwahrscheinlicher ein bindungswilliges Molekül zu finden, das die Promotion auf die Weltbühne gewährleistet.

Handelsblatt Nr. 210 vom 31.10.2013