Für Querdenker ist kein Platz mehr

Was Unternehmensberater ihren Kunden raten, trifft mittlerweile längst auf sie selbst zu. Preisdruck, Internationalisierung, Fusionswellen und Nischenplayer krempeln ihr eigenes Geschäft um. Der Trend zur Industrialisierung im Beratermarkt droht aber langfristig genau das kaputt zu machen, was Kunden eigentlich von Beratern erwarten. Für Kreativität, Individualität, Visionen und Querdenken ist in den auf Effizienz gedrillten Beratungshäusern kein Platz mehr, warnt das Handelsblatt.

Senior-Berater ziehen sich Aufträge auf dem Golfplatz an Land, erklären als intellektuelle Überflieger hilflosen Managern die Welt und kassieren anschließend fette Honorare. Das war vielleicht einmal, schreibt das Handelsblatt.
Die Industrialisierung hätte das Beratergeschäft längst selbst ereilt, diese Entwicklung sei zwar notwendig, aber auch gefährlich: Heute wählten Industriekonzerne die Consultants in Einkaufsprozessen aus – wie bei der Beschaffung von Ersatzteilen. Die Berater sollen auch die Umsetzung der vorgelegten Strategien begleiten und seien häufig doch nichts weiter als die verlängerte Werkbank des Managements. Zeitarbeiter eben, die – wenn ihre Arbeit keine messbaren Ergebnisse bringt – immer häufiger sogar kein oder nur wenig Geld sähen.
Je mehr jedoch die Beraterbranche die Züge einer normalen Industrie annimmt, desto mehr ist das gefährdet, was lange Zeit ihre Einzigartigkeit ausgemacht hat: neue und überraschende Strategieansätze zu finden, auf die die Topmanager selbst nie gekommen wären. Das Handelsblatt-Fazit: „Echte Berater bleiben nur die Visionäre und Querdenker.“


(03|2013) Quelle: Handelsblatt, 28. Februar 2013, Printausgabe, Seite 26

Querdenker