Booz-Übernahme durch PwC: Ein Wagnis

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hat die Strategieberatung Booz übernommen – obwohl vor gut 10 Jahren der Enron-Skandal für die strikte Trennung von Prüfung und Beratung sorgte. Die Übernahme sei daher ein Wagnis, nicht nur für die beiden Beteiligten, schreibt die FAZ.

 

Nach Enron hatte die Wirtschaftsprüfungsbranche Besserung gelobt. Arthur Andersen hatte damals beraten, aber auch gleichzeitig die Bücher geprüft und war daher Teil der Bilanzmanipulationen. Enron ging Pleite, Millionen verloren ihre Pensionen und Arthur Andersen wurde zerschlagen. Heute haben die Big Four der Wirtschaftsprüfer – PwC, Deloitte, EY und KPMG – wieder beachtliche Beratungsabteilungen aufgebaut und erzielen schon jetzt ein Drittel ihrer Umsätze wieder aus der Beratung – mit steigender Tendenz. Mit dem Anfang April vollzogenen Kauf der Strategieberatung Booz & Company durch PwC „bekommt der Beratungseifer eine neue Qualität“, schreibt die FAZ. PwC verzehnfacht damit seinen Beratungsumsatz von einer auf zehn Milliarden Euro.


PwC-Deutschlandchef Norbert Winkeljohann weist die Gefahr, einen Nährboden für einen zweiten Fall Enron zu schaffen, von sich und ist überzeugt, dass gerade diese Übernahme helfen werde, neuen Skandalen vorzubeugen. Alle Partner hätten den neuen Vertrag unterschrieben, derzeit läuft die Integrationsmaschine auf Hochtouren. 700 Millionen Euro soll PwC angeblich für Booz gezahlt haben, die künftig als „Strategy&“ firmieren. Vor allem die Größenvorteile hätten PwC zur Übernahme bewogen, weil jetzt auch das Branchenwissen von Booz angezapft werden kann. Für Booz war der Schritt sinnvoll, um als mittelgroße Beratung dem Konkurrenzkampf mit den Großen der Branche zu entgehen.


Offen ist, wie die Übernahme langfristig ausgeht. Erst Anfang März veröffentliche PwC selbst eine Studie, in der 300 Unternehmenszusammenschlüsse analysiert wurden. Danach stellten sich aufgrund von Planungsfehlern, Reibungsverlusten und erhöhter Personalfluktuation die erhofften positiven Ergebnisse nur bei weniger als der Hälfte der Fusionen ein.


Quelle: FAZ, 5. April 2014