BCG hat keine Angst vor Wirtschaftsprüfern

Wachstum ja, aber organisch und nicht über Fusionen oder Übernahmen, so lautet das Expansionskonzept der zweitgrößten Strategieberatung der Welt, der Boston Consulting Group – fürs eigene Haus. Im Interview mit der Wirtschaftswoche erklärten Zentraleuropa-Chef Christian Veith und Deutschland-Chef Carsten Kratz, warum sie keine Angst vor den großen Wirtschaftsprüfern haben und wie es um die Innovationspipeline von BCG bestellt ist.

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Als Strategieberatung bewege sich BCG ausschließlich im Topsegment. Solange BCG den Vorsprung als innovativer Vordenker halten könne, habe das Haus auch kein Problem damit, wenn die Big Four versuchten, auch im Beratungssegment aktiv zu werden, sagte Christian Veith, einer der zwei Europachefs von BCG im Interview mit der Wirtschaftswoche. Man nehme die Big Four durchaus ernst, aber in den vergangenen 20 Jahren hätten die Wirtschaftsprüfer schon drei oder vier Vorstöße unternommen, sich in der Beratung zu positionieren, bekräftigte Deutschlandchef Carsten Kratz die Haltung von BCG, dass sein Haus sich aufgrund des hohen qualitiativen Abstands zu den neuen Wettbewerbern keine Sorgen machen müsse. Bemerkenswert sei allerdings – so Kratz – „dass die Prüfer ausgerechnet jetzt Gas geben, in einer Zeit, in der sie unter besonderer regulatorischer Beobachtung stehen“. 

Während Roland Berger Strategy Consultants über eine Fusion mit Deloitte, Ernst & Young oder PwC nachdenkt, kommt für BCG ein Wachstum über Fusionen oder Übernahmen nicht in Frage. Weltweit legte BCG 2012 beim Umsatz um neun Prozent zu. In Deutschland und Österreich allerdings stagnierte 2012 das Geschäft wegen eines schwachen vierten Quartals. 2013 will BCG aber wieder im oberen einstelligen Bereich beim Umsatz zulegen. Dazu soll eine Ausweitung des Beratungsgeschäfts mit der öffentlichen Hand, aber auch die Innovationspipeline beitragen. 

So habe BCG im Gesundheitswesen durch globale Benchmarkprojekte mehr Transparenz hineingebracht und Krankenhäusern, Krankenkassen, Gesundheitsbehörden und privaten Unternehmen aus der Gesundheitsbranche geholfen, notwendige Veränderungen hin zu einer Qualitätsoffensive zu antizipieren. Auch ein gemeinsames Energiewendeprojekt mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie soll helfen, ein Gesamtmodell zu entwickeln, um allen beteiligten Unternehmen in Deutschland die Chancen wie Risiken der Energiewende aufzuzeigen und zukunftsfähige Strategien abzuleiten. 

Quelle: Wirtschaftswoche, 17. Juni 2013, Printausgabe, Seite 56 ff.