Wirtschaftsprüfer – der Zwist in der Branche hält an

Die Wirtschaftsprüfer verstehen sich immer weniger als einheitliche Branche, beobachtet die Börsen-Zeitung. Die internationalen Regulierungen und Vorgaben drängten kleinere Praxen an den Rand der Zunft, die mittelständischen Wirtschaftsprüferfirmen versuchten mit Fusionen und Netzwerken gegen zu halten und die vier Großen seien eine Klasse für sich, zu denen die mittleren nicht aufschließen könnten, so das Fachblatt. Das aber führe zu einem scharfen Umgangston innerhalb der Branche.

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Deutlich zum Ausdruck komme das zunehmende Ungleichgewicht in der Branche in der Wirtschaftsprüferkammer, in der seit einigen Jahren erstmals die Einzelpraxen das Sagen hätten. Dort, so die Börsen-Zeitung, „fällt der Berufsstand über sich her“. Qualverwandtschaften bezeichnet die Zeitung das Verhältnis der Wirtschaftsprüfer untereinander, was durch die Außenwirkung der Querelen der gesamten Zunft Schaden zufügen könne. 

Das Problem der Branche: Die Regularien und Anforderungen hätten das Korsett der Abschlussprüfer nach und nach stark eingeengt. Kleinere Praxen kämpften mit dem Problem, das vorgegebene hohe Prüfungsniveau zu halten. Die mittelgroßen Prüfungs- und Beraterfirmen wollten im Konzert der Großen mitspielen und sähen in Fusionen und Netzwerken eine Lösung. Gleichzeitig spielten die neuen EU-Vorgaben – etwa die Pflicht zur externen Prüferrotation – eher den Großen in die Karten, zu denen die mittelständischen Praxen laut Börsen-Zeitung aber nicht aufschließen könnten. 

Nun nimmt der Streit der Berufsträger untereinander eine neue Dimension an. Jetzt drohe – berichtet die Börsen-Zeitung – auch noch die öffentliche Abschlussprüferaufsichtskommission, kurz APAK, Schaden zu nehmen. So würde das „ehrenamtlich tätige Gremium, einst im Dunst von Sarbanes-Oxley als minimalinvasive Lösung eingerichtet“ von einzelnen Berufsvertretern attackiert und der Selbstbereicherung auf Kosten der Kammer bezichtigt“. Die APAK müsse jedoch ihr Renommee gegenüber der mächtigen US-Prüferaufsicht PCAOB und der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA behaupten. Der Streit – so meint die Börsen-Zeitung – sei kontraproduktiv, da die APAK ein sicheres rechtliches und finanzielles Fundament brauche. „Wäre ihr Ruf ruiniert, würde das Beben weit über die Branche hinausgehen“. 

Was die Börsen-Zeitung nicht schreibt: Die APAK-Kritiker verfolgen genau dieses Ziel. Sie scheuen dabei auch nicht vor harschen persönlichen Attacken und gerichtlichen Klagen zurück. Dabei gilt: offen ausgetragener „Streit“ kann mitunter auch dazu führen, tragfähigere Lösungen im Sinne aller zu entwickeln. Das Problem: gerade eine konstruktive Streitkultur ist innerhalb der Branche eher unterentwickelt. 

Quelle: Börsen-Zeitung, 1. März 2014, Printausgabe, Seite 8