Roland Berger - Europas Alternative zu McKinsey

Im Interview mit dem Handelsblatt spricht Roland-Berger-Chef Burkhard Schwenker über das neue Selbstverständnis seines Beratungshauses.

1967 von der deutschen Beraterikone Roland Berger gegründet, kämpft die Unternehmenberatung Roland Berger Strategy Consultants nun seit über einem Jahr in der öffentlichen Wahrnehmung ums Überleben. 2012 setzte das Haus weltweit 765 Millionen Euro um, US-Rivale McKinsey 3,8 Milliarden Euro und die Boston Consulting Group 2,7 Milliarden Euro. Die Größenverhältnisse sprechen für sich.

Als größtes Manko galt denn bislang auch die nicht ausreichende globale Präsenz von Berger – vor allem in den USA. Im Interview mit dem Handelsblatt erläuterte der amtierende Roland-Berger-Chef Burkhard Schwenker, warum er trotzdem auch weiterhin fest an die Zukunft seines Hauses glaubt. Er sagt: In einer unberechenbarer werdenden Welt funktionierten keine globalen Einheitslösungen. Für eine gute Strategieberatung sei weniger eine globale Präsenz wichtig, sondern vor allem die Präsenz in den wirklich wichtigen, globalen Hot Spots der jeweiligen Branchen. Außerdem zähle heute wie gestern vor allem eins: Kreativität. Der 55-jährige Stratege will Roland Berger zukünftig noch stärker als europäische Alternative etablieren. „Als Europäer respektieren wir Vielfalt, haben die Fähigkeit, gute Kompromisse zu finden und eine eigene Vorstellung guter Unternehmensführung", sagt Schwenker. Nicht zuletzt mit Blick auf die Datensicherheit wollten Kunden eine europäische Lösung.

Als Begründung für die gleich mehrfach anberaumten und wieder ad acta gelegten Fusionsverhandlungen mit verschiedenen großen Wirtschaftsprüferfirmen gab Schwenker an, dass seine Partnerschaft bei einer Fusion auf zu viele wesentliche Mandate hätte verzichten müssen. Wirtschaftsprüfer dürften nun einmal nur da prüfen, wo sie nicht berieten. Die Kombination von Prüfung und Beratung unter einem Dach führe automatisch zu Interessenkonflikten. Außerdem habe sein Haus zu viel Abstriche in puncto unternehmerischer Freiheit machen müssen.

Schwenker sagte im Handelsblatt-Interview, dass speziell bei vielen Berger-Klienten das von den Big Four propagierte One-Stop-Shopping-Prinzip, also das umfassende Angebot aus einer Hand, nicht auf Interesse gestoßen sei. Die Geschäfte liefen weiterhin gut, die Spar- und Umbaumaßnahmen der letzten Monate zahlten sich jetzt aus. Schwenker im Handelsblatt-Interview: „Wir haben wieder eine gesunde Profitabilität, mit der wir gut leben können.“


Quelle: Handelsblatt, 10. März 2014, Printausgabe, Seite 4