Marktbereinigung bei Insolvenzverwaltern

Die gute Konjunktur führt in die Pleite – bei den Insolvenzverwaltern. Weil die Wirtschaft brummt, brechen den Insolvenzspezialisten Aufträge weg. Sie haben zudem neue Konkurrenten: Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer. Das zeigt eine Analyse des Karlsruhers Software- und Informationsdienstleisters STP.

Die Studie wertete die Angaben aller deutschen Amtsgerichte zu Unternehmensinsolvenzen aus und ergab eine Rangliste der 30 führenden Kanzleien in der Branche der Insolvenzverwalter. Wie die Wirtschaftswoche schreibt, haben die robuste Konjunktur und die niedrigen Zinsen die Insolvenzen auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gedrückt. „Die Folge: Der Verwaltermarkt ist drastisch überbesetzt, eine Konsolidierung überfällig“, schreibt die Wirtschaftswoche. „Fegte der Pleiteschwund bislang nur unbekannte Provinzsequester und Teilzeitverwalter aus dem Markt, erwischt es inzwischen selbst die Stars der Branche.“

Topkanzlei ist nach wie vor die bundesweit agierende Wirtschaftskanzlei Schultze & Braun, die 2014 bei 236 neuen Insolvenzen tätig waren. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Kanzleien Pluta und Brinkmann & Partner, die als Verfolger zu den wenigen Verwaltern gehören, die 2014 hinzugewannen. Doch beim Gros herrscht Kurzarbeit: Beackerten die 30 größten Insolvenzkanzleien 2013 noch 2.827 Verfahren, waren es 2014 nur noch 2.378, ein Minus von 16 Prozent. Generell sank die Insolvenzquote um neun Prozent auf nur noch 6.474 Verfahren von Kapital- und Personengesellschaften.

Als wäre das noch nicht eng genug, mischen seit der Reform des Insolvenzrechts 2012 – es erlaubt im Prinzip, dass sich Unternehmen in Eigenregie selbst aus der Pleite steuern – die Unternehmensberater als neue Konkurrenten mit. Mehr noch: Selbst die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften haben das Insolvenzgeschäft für sich entdeckt und können Mitarbeiter als Sanierungsgeschäftsführer in Pleiteunternehmen abstellen. Noch streiten die Big Four – EY, KPMG, PwC und Deloitte – weitergehende Ambitionen ab, aber Gerüchte über einen verstärkten Einstieg halten sich hartnäckig. Für die Insolvenzverwalter sei 2015 daher ein Schicksalsjahr. Erste Vorboten gab es schon: Im Herbst 2014 verabschiedete sich der Krefelder Insolvenzrechtler Wilhelm Klass vom Markt – und im Januar fusionierte die renommierte Kanzlei Ottmar Hermann mit der Berliner Wirtschaftssozietät hww.

Quelle: Wirtschaftswoche, 27. Januar 2015

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