KPMG stellt sich wie ein globaler Industriekonzern auf

2015 feiert die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG ihren 125. Geburtstag. Die 1890 als deutsch-amerikanische Treuhand-Gesellschaft gegründete KPMG AG steuert immer mehr Beratungsthemen aus globalen Zentren heraus.

In Berlin sitzt etwa das KPMGKompetenzzentrum für Energie, das globale Energietrends im Blick hält und in Beratungsdienstleistungen umsetzt. In Budapest betreibt KPMG sein globales Zentrum für indirekte Steuern (Umsatzsteuer, Zoll) und in Indien sitzt das globale KPMG-Zentrum für die Unterstützung von Unternehmenstransaktionen. Da große Firmenzusammenschlüsse und Firmenübernahmen fast ausschließlich auf Englisch abgeschlossen werden, ist es sinnvoll mit der Abfassung der Texte englische Muttersprachler zu betrauen. Allein für den deutschen Markt arbeiten dort 50 Mitarbeiter. 

 „Viele der von uns und unseren Mandanten zu behandelnden Themen sind nicht nationaler oder europäischer, sondern globaler Natur“, zitiert die FAZ Klaus Becker, den Vorstandsprecher von KPMG in Deutschland. Sein Haus habe sich deshalb von der zwischenzeitlich angestrebten engeren Kooperation der europäischen KPMG-Landesgesellschaften verabschiedet und setze jetzt verstärkt auf einen globalen Verbund. Neben dem klassischen Board des globalen KPMG-Netzwerks, in dem 20 Ländervertreter sitzen, gibt es jetzt auch noch ein siebenköpfiges Group Executive Committee, in dem Vertreter der weltweit wichtigsten KPMG-Regionen sitzen – darunter auch Deutschlandchef Klaus Becker. Dieser globale Führungskader steuert und überwacht die Umsetzung der globalen Wachstumsstrategie. 

Ziel sei es jetzt, die globale Zusammenarbeit möglichst effizient und straff zu organisieren. Dazu gehöre auch, das Personal besser auszulasten und spartenübergreifend bei größeren interdisziplinären Projekten einsetzen zu können. „Die Beratungsdienstleistungen, die wir unseren Mandanten anbieten, werden immer breiter und umfassender“, sagt Becker. „Deshalb ist es wichtig, dass auch unsere Mitarbeiter möglichst viele Themen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln kennen lernen. Wer im Prüfungsgeschäft tätig ist, kann erheblich davon profitieren, auch mal eine andere Seite kennen zu lernen, indem er etwa bei einem Beratungsprojekt rund um das Thema Due Diligence mitarbeitet.“ 

Um die personellen und organisatorischen Grenzen zwischen den Sparten Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmensberatung aufzubrechen, hat KPMG in Deutschland seinen Vorstand umgebaut. Neben den klassischen Ressorts, Vorstandssprecher, Finanzvorstand und Personalvorstand gibt es nun auch einen Vertriebsvorstand, einen Produktentwicklungsvorstand und einen Produktionsvorstand. Das neue Führungsteam soll dafür sorgen, dass das Unternehmen insgesamt markt- und kundenorientierter, aber auch effizienter arbeitet. Wenn Prüfer und Berater flexibler eingesetzt werden könnten, ließen sich die Leerkosten erheblich senken. 

Die neue Strategie habe sich bereits ausgezahlt, sagt Becker. Im Geschäftsjahr 2013/2014, das im vergangenen September abgelaufen ist, steigerte KPMG Deutschland seinen Umsatz um vier Prozent auf 1,38 Milliarden Euro. Bei der Steuerberatung stieg der Umsatz um fünf Prozent auf 380 Millionen Euro, in der Wirtschaftsprüfung um vier Prozent auf 586 Millionen Euro, in der Beratung um zwei Prozent auf 416 Millionen Euro. 2013/2014 stellte KPMG 1.653 Mitarbeiter neu ein, unterm Strich stieg die Zahl deren Zahl netto um 350 Köpfe. Für 2014/2015 sind Neueinstellungen in ähnlicher Höhe geplant

Quellen:
Börsenzeitung, 16.12.2014, Printausgabe Seite 11;
FAZ 16.12.2014, Printausgabe Seite 21

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