Digitale Geschäftsmodelle zu wenig Priorität

Eine Accenture-Studie zeigt: Nur 16 Prozent der deutschen Top-500-Unternehmen räumen Digitalisierungsstrategien höchste Priorität ein. Dabei bräuchte Deutschland dringend eine neue, digitale Service-Kultur, schreiben Welt und Computerwoche.

Nicht ohne Grund nannte Accenture seine Studie „Mut, anders zu denken: Die Digitalisierungsstrategien der deutschen Top-500“. Immerhin erwarten 78 Prozent von ihnen sehr deutliche Auswirkungen der Digitalisierung, betont Accenture-Chef Frank Riemensperger in Interviews mit der Welt und der Computerwoche. Sein Credo: „Die großen Chancen der Digitalisierung sind neue datengetriebene Geschäfte um die intelligenten Produkte herum, für die wir eher eine Service-Kultur brauchen.“

Riemensperger vergleicht die Entwicklungszyklen der deutschen Industriekultur mit dem Silicon Valley und der Softwareentwicklung. Vieles, was da auf den Markt kommt, sei nicht ausgereift. Man könne zwar keine funktionsuntüchtigen Produkte auf den Markt werfen, aber man müsse parallel zu den sehr erfolgreichen Prozessen der industriellen Fertigung eine zweite Kultur für digitale Services entwickeln, die deutlich schneller taktet. In diesen produktbegleitenden Services stecken Wachstumschancen: „Das sind Services, die ein Produkt individualisieren und personalisieren und somit neue Umsatzpotenziale erschließen“, meint der Accenture-Deutschlandchef.

Das Wettrennen um die dafür erforderlichen Betriebs- und Kundendaten sei voll entbrannt, egal, ob es sich um Röntgenapparate, Blechbiegemaschinen oder Fahrzeuge handelt. Die Frage sei, wer hat Zugriff auf diese Daten, wo werden sie gesammelt und wie analysiert? Wichtig sei, hier eine schnelle und einheitliche Datenschutzlösung für Europa zu bekommen, da es „um Zukunft unserer Leitindustrien“ gehe.

Quellen:

Die Welt, 17. Januar 2015
Computerwoche, 20. Januar 2015