„Die Belegschaft wird bunter“

Paul Forst, Leiter der Abteilung Steuerberatung und Rechtsberatung bei Warth & Klein Grant Thornton, über den Trend zur multidisziplinären Kanzlei.

Herr Forst, Steuerberatung und Rechtsberatung gelten aktuell bei Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften als wichtige Wachstumsfelder. Gilt das auch für Warth & Klein Grant Thornton?
Forst: Auch wir verbuchen steigende Nachfrage in der Steuerberatung und Rechtsberatung, die bei uns eine Abteilung bilden. Von unseren insgesamt mehr als 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland sind allein in der Steuer- und Rechtsberatung 320 Kollegen tätig und darunter etwa 130 Berufsträger. Seit 2011 haben wir sehr konsequent den Personalmarkt nach ausgewiesenen Fachleuten etwa für Internationales Steuerrecht, Umsatzsteuer oder auch Gesellschaftsrecht sondiert und zusätzliche Spezialisten mit an Bord genommen, wenn sich die Möglichkeit dazu ergab.

Auch Warth & Klein Grant Thornton verfolgt also einen multidisziplinären Beratungsansatz?
Forst: Ja, wobei der Fokus bei uns nach wie vor auf der Steuerberatung liegt, die durch Rechtsberatung ergänzt wird. Bei der Betreuung unserer mittelständischen Mandanten legen wir großen Wert darauf, dass die Unternehmen einen Ansprechpartner haben, der bei komplexen Fragestellungen auf die Expertise von Projektteams für die unterschiedlichsten Fachthemen zugreifen kann. Wir halten also ganz klar am One-Face-to-the-Customer-Konzept fest, bieten den Unternehmen aber gleichzeitig ein Rund-um-sorglos-Paket an.

Was ist damit gemeint?
Forst: Wir unterstützen Mandanten bei allen betriebswirtschaftlichen, bilanziellen, steuerlichen, rechtlichen, aber auch strategischen Fragestellungen. Für alle Probleme, die sich im Tagesgeschäft ergeben, wollen wir die fachlich beste Lösung anbieten. Um die notwendige fachliche Tiefe gewährleisten zu können, haben wir vor einigen Jahren damit begonnen, so genannte Projektteams einzurichten, die jeweils auf ein Themengebiet spezialisiert sind – etwa auf das Thema Umsatzsteuer oder Internationales Steuerrecht. Zudem bauen wir konsequent unsere assoziierte Rechtsanwaltsgesellschaft weiter aus, um unseren ganzheitlichen Beratungsansatz auch von der rechtlichen Seite zu unterstützen. Steht ein Unternehmen vor der Frage, wie nach einer Übernahme oder dem Einstieg in ein neues digitales Geschäftsmodell seine Unternehmensstruktur optimal neu gestaltet werden kann, können wir diese Frage aus den unterschiedlichsten Perspektiven heraus für das Unternehmen beziehungsweise mit ihm zusammen beantworten. Was für die Gesellschafter am besten ist, muss nicht unbedingt auch für das Unternehmen selbst die beste Lösung sein. Ganz zu schweigen davon, dass es wichtig ist, bei Transaktionen und Umstrukturierungen auch die steuerliche Seite nicht aus den Augen zu verlieren.

Warum hat der Bedarf an Steuer- und Rechtsberatung zugenommen?
Forst: Viele Familienunternehmen treiben die Themen Erbschaftsteuer und Nachfolgeplanung um. Auch die Frage, wie angesichts der Niedrigzinsen das Vermögen am besten angelegt werden kann, brennt den Mandanten unter den Nägeln. Vor allem aber die Globalisierung und Digitalisierung zwingen deutsche Mittelständler dazu, immer häufiger Transaktionen und Umstrukturierungen vorzunehmen. Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber kaum Schritt hält, während sich die Digitalisierung rasend schnell weiterentwickelt. Die Aufgabe unserer Steuerberater und Juristen ist es deswegen auch, sich immer wieder neuen Fragen zu stellen und mitunter eigene Lösungen für unsere Mandanten zu entwickeln.

Ein wichtiger Schritt in puncto der eigenen Internationalisierung war für Warth & Klein, 2001 eine Partnerschaft mit Grant Thornton einzugehen. Genauso wegweisend war aber auch die Entscheidung, neben der laufenden Buchhaltungs- und Deklarationsberatung immer stärker in die gestaltende Steuerberatung einzusteigen. Heute macht die gestaltende Steuer- und Rechtsberatung bereits 50 Prozent unseres Geschäfts aus. Dass unsere Belegschaft dadurch bunter wird und sich Warth & Klein Grant Thornton immer stärker multidisziplinär aufstellt, ist nur eine logische Konsequenz.

Das Gespräch führte Julia Leendertse