Wenn nichts mehr geht: Das Burnout-Syndrom geht um

Wenn das Burnout-Syndrom zusehends zur Volkskrankheit wird, das immer mehr Menschen befällt, dann ist es eigentlich logisch, dass nicht nur Fußballtrainer und Top-Manager betroffen sind: Auch die Zahl der Schüler und Studenten, die ausgebrannt sind, steigt.

Typische Symptome sind chronische Erschöpfungs- und Angstzustände, Depressionen und Antriebslosigkeit. Und darunter litten, sagt die Statistik des deutschen Studentenwerks, im Jahr 2010 rund 23.200 Studenten, die deshalb die psychologischen Beratungsstellen der Unis aufgesucht haben. Mehr als doppelt so viele Hilfesuchende wie noch 2003 berichteten von bleierner Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und grundloser, tiefer Traurigkeit.

Die Betroffenen sind oft gerade die Fleißigen, ja sogar die Perfektionisten, also genau diejenigen, die alles auf die Reihe bekommen wollen: Sie jobben, um das Studium wenigstens teilweise zu finanzieren, machen Praktika, damit sie am Ende des Studiums Praxiserfahrung vorweisen können und übernehmen dazu noch ehrenamtliche Tätigkeiten, denn man will sich ja auch noch sozial engagieren. Immer mehr verschulte Bachelor- und Masterstudiengänge verstärken für sie den Zeit- und Leistungsdruck im Studium noch zusätzlich. Zum Druck tragen auch Stellenangebote von Arbeitgebern bei, in denen extrem hohe Anforderungen an akdemische Leistungen, Auslands- und Praxiserfahrung gestellt werden.

Birgit Rominger, die als Psychologin beim Berliner Studentenwerk jährlich hunderte von Burnout-Erkrankten betreut, betont, dass alle Krankheitsgeschichten anders sind, jedoch zur Einleitung des Heilungsprozesses die Entschleunigung des Alltags für alle Patienten gleich wichtig ist. Sie erarbeitet mit ihren Patienten eine Tagesstruktur, nachdem sie gemeinsam mit ihnen die Stress-Faktoren ergründet hat, die zum Burnout geführt haben.

Kann man einem Burnout effizient vorbeugen? Man kann, meint Mazda Adli, Psychiater an der Berliner Uniklinik Charité. Er glaubt, dass alle Menschen gefährdet sind, die sehr idealistisch und engagiert sind. Adli glaubt, dass der erste Präventionsschritt darin besteht, dass man sich über die eigenen stressförderden Seiten bewusst wird.

Wer beispielsweise Perfektionist ist, sollte bewusst seine Freizeit nicht vollkommen durchorganisieren. Da man den Alltag und die Arbeitsbelastung meistens nicht beeinflussen kann, sollte man in der Freizeit bewusst gegen die eigenen Stressfallen ankämpfen. Auch Ausdauersport wie Joggen ist eine effektive Vorbeugung gegen Burnout.

Ein Burnout tritt nicht von heute auf morgen auf, sondern entwickelt sich langsam und mit steigendem Leidensdruck. Wer die einzelnen Phasen kennt, kann frühzeitig gegensteuern:

Phase 1: Der eigene Erfolg steigert den Leistungswillen.
Phase 2: Der Stress macht sich zum ersten Mal bemerkbar.
Phase 3: Mit Härte gegen sich selbst versucht man die alte Leistung wiederherzustellen.
Phase 4: Man steigert das Arbeitstempo erneut.
Phase 5:  Psyche und Körper machen nicht mehr mit und streiken.
(29.09.2011) Quellen: Welt am Sonntag, Spiegel Online