Von wegen ausgebrannt

Die Zahl der Menschen, die ihren Beruf als unangenehm stressig empfinden, steigt kontinuierlich. Burnout-Diagnosen sind schwer in. Und ganze Industrien verdienen gut daran, die ausgepowerten, ausgebrannten Arbeitnehmer zu regenerieren.

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Ausruhen, entspannen, einen Gang zurückschalten ist die Devise. Alles Mumpitz und gefährliche Augenwischerei stellt Martina Leibovici-Mühlberger in ihrem Buch „Die Burnout-Lüge – Was uns wirklich schwächt, Wie wir stark bleiben“ fest (Verlag edition a, 222 Seiten, 19,95 Euro). Laut der Ärztin und Psychotherapeutin segelt unsere Gesellschaft am eigentlichen Problem vorbei. Denn das sei primär nicht zu viel Arbeit – regelmäßig eine gute Mütze Schlaf könnte da Wunder wirken – sondern die Inhaltsleere unserer Jobwelt. Alles reguliert und kontrolliert, alle Lebendigkeit und Dynamik, die unser Wesen als Mensch ausmachen, abgestellt. Studien dagegen zeigen, dass uns positive soziale Interaktion glücklich, entspannt und zufrieden macht. Das sei, so Leibovici, was unsere Gesellschaft vor dem kollektiven Ausbrennen schützen könnte. Doch wie dorthin gelangen? Die Medizinerin empfiehlt: sich selbst wieder finden, Vertrauen zu sich haben, Mut zur Andersartigkeit entwickeln, die gängigen Erwartungen unserer Zivilisation abschütteln, herausfinden, wer man ist und danach leben. Keine kleine Aufgabe, weder für die Gesellschaft noch fürs Individuum. Auf jeden Fall anstrengender als in der Reha zum Anti-Stress-Wassertreten aufzulaufen.

Jobguide-Fazit: Leibovici analysiert sehr eindrücklich und scharfzüngig, manchmal allerdings ein bisschen ausschweifend, die Schwächen in unserem System. Ihr Buch ist deshalb mehr Gesellschaftskritik als praxisnaher Ratgeber für Gestresste – aber in jedem Fall lesenswert.

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