Unternehmensberatern fehlen Fachkräfte

Das Beratungsgeschäft floriert. Damit wächst jedoch auch das Problem, auf dem Markt die richtigen Mitarbeiter zu finden, wie die aktuelle Lünendonk-Untersuchung zeigt. 

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Den Unternehmensberatungen geht es blendend, nicht zuletzt dank Digitalisierung und Industrie 4.0. Jetzt hat sich Marktforscher Lünendonk die Umsätze und Bilanzen von 70 führenden internationalen Top-Managementberatungen näher angeschaut, die in oder von Deutschland aus aktiv sind – von A.T. Kearney über IBM und Oliver Wyman bis Willis Towers Watson. Das allseits bekannte Lünendonk-Ranking zeigt: Im Schnitt verbuchten die untersuchten international tätigten Managementberatungshäuser 2016 ein Umsatzplus von elf Prozent und rechnen für 2017 und 2018 mit einer ähnlichen Dynamik. Mit dem Wachstum stieg auch die Zahl der Neueinstellungen.

So steigerte IT-Branchengigant Accenture von 2015 auf 2016 weltweit seinen Umsatz von 14,6 auf 16,1 Milliarden Euro und seine Mitarbeiterzahl von 67.000 auf 74.000. Die Managementberatung Bain & Company legte im selben Zeitraum beim Umsatz von 2,3 auf 2,5 Milliarden Euro zu und stockte bei der Mitarbeiterzahl von 6.400 auf 7.000 auf. Auch McKinsey gehört zu den klaren Gewinnern. Der Umsatz der Meckies wuchs weltweit laut Schätzungen von Lünendonk von 7,4 Milliarden Euro in 2015 auf 8,2 Milliarden Euro in 2016, die Zahl der Mitarbeiter von 22.000 auf 25.000.

Dabei bereitet kaum ein anderes Thema den Beratungshäusern so viel Kopfzerbrechen wie die Suche nach qualifiziertem Personal. Laut Lünendonk beklagen über 80 Prozent der Beratungen derzeit den Mangel an Fachkräften. Über 90 Prozent der Beratungsunternehmen sind der Meinung, dass Managementberatungen dann einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb haben, wenn sie Strategie-, Kreativ- und Analytik-Know-how aus einer Hand anbieten können.

Das erklärt auch, warum so viele namhafte Häuser nicht darum herumkommen, ganze Agenturen zu übernehmen: Wer nicht in der Lage ist, sich im eigenen Haus die Kompetenzträger heranzuziehen, muss das Wissensspektrum eben zukaufen.

Quelle: Wirtschaftswoche, 24. August 2017