Roland Berger will künstlich intelligenter werden

Nach schweren Krisenjahren hat Roland Berger wieder den Anschluss gefunden und will die neue, von Künstlicher Intelligenz geprägte Welt an vorderster Front mitgestalten. So die zentrale Botschaft von Roland Berger-Chef Charles-Édouard Bouée im Handelsblatt-Interview.

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Was macht ein Franzose an der Spitze einer urdeutschen Unternehmensberatung? Er beschwört in höchsten Tönen die deutsch-französische Freundschaft. Charles-Édouard Bouée, Chef von Roland Berger, ist überzeugt, dass Deutschland 300 Start-ups im Bereich der Künstlichen Intelligenz braucht, um auf den Weltmärkten an der Spitze mitzumischen. Am besten deutsch-französische natürlich, wie er im Interview mit dem Handelsblatt betont, da Deutschland aktuell mit 106 Start-ups auf diesem Feld gerade einmal Platz acht im weltweiten Wettbewerb besetzt, also einen Bündnispartner gut gebrauchen kann.

Doch der Franzose will noch mehr. Sein Haus hat nach heftigen Krisenjahren 2017 nach eigenen Angaben ein Rekordjahr hingelegt (laut Handelsblatt mit geschätzten 530 Millionen Euro Umsatz). Bouée sieht Roland Berger nach erheblichen Umbauarbeiten wieder schlank und richtig aufgestellt. In der Selbstbeschreibung ist sein Haus die „einzige Firma mit starker Industrie- und Performance-Improvement-Kompetenz, die deutsche Wurzeln hat und global tätig ist“.Obwohl Wettbewerber wie McKinsey und The Boston Consulting Group seit Jahren verneinen, bei Pitches auf Roland Berger als Mitbewerber zu stoßen, berichtet Bouée im Handelsblatt-Interview auf seinen Geschäftsterminen vor allem diese Hauptrivalen anzutreffen. Im Alltag nehme er daneben vor allem noch die Big Four der Wirtschaftsprüferbranche, PwC, KPMG, Deloitte und EY als unmittelbare Wettbewerber wahr.

Um zu wachsen und seine Unternehmensberatung weiter zu transformieren, hat er einen Plan mit dem Titel „B22“ aus der Taufe gehoben. Er will Kapazitäten für die digitale Entwicklung schaffen und setzt dabei auf Analytics und neue Dateninstrumente. Mittelfristig sollen seine Berater, so skizziert er im Interview, nahtlos mit digitalen Analysesystemen arbeiten und „unser Ökosystem prägen, eben „Human Augmented Intelligence“, also die Verschmelzung von menschlicher und maschineller Intelligenz verwirklichen.

Um zu verdeutlichen, was er damit meint, hat er mal eben nebenbei einen Roman über Künstliche Intelligenz geschrieben, dessen Helden Lucie und Paul heißen, ein Computer und ein Mensch, der dank Chiptechnologie unsterblich geworden ist. „Wir werden an den Punkt der „Singularität“ kommen, wenn Maschinen anfangen zu denken, ein Bewusstsein entwickeln, womöglich auch für Deals mit Menschen“, skizziert Bouée seine Zukunftsvision, die seinen Schätzungen zufolge schon um das Jahr 2038 Wirklichkeit werden soll.

„Viele Menschen haben Angst, dass sich die Intelligenz von Maschinen und Menschen mischt“, sagt Bouée im Handelsblatt. Damit die Menschheit die Maschinen weiterhin kontrollieren könne, sei die Entwicklung einer durch Prozessoren verbesserten menschlichen Intelligenz vonnöten. Bouée: „In Handys wird ‚portable‘, also tragbare KI bald für jeden Realität sein.“


Quelle: Handelsblatt