Rödl: Netzwerke machen Mandanten unzufrieden

Im Kampf um die besten Mandate schwören fast alle Wirtschaftsprüfer auf internationale Netzwerke. Rödl & Partner, Nummer sechs im Markt, bläst nun im Finance Magazin zur Gegenattacke und argumentiert: Netzwerke sind für mittelständisch geprägte Mandanten der falsche Weg. 

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Im Kampf um Abschlussprüfungsmandate hat sich der Wettbewerb weiter verschärft. Seit die Big Four – PwC, KPMG, EY und Deloitte – auch nach kleineren, mittelständischen Mandaten fischen, geraten die sogenannten Next Ten, die zehn nächstgrößeren Wirtschaftsprüfungsfirmen, zunehmend unter Druck. Die Folge: Auch unter den Next Ten ist der Ton härter geworden.

Wolfgang Russ, Partner von Ebner Stolz, dem siebtgrößten Wirtschaftsprüfer hierzulande hatte kürzlich im Interview mit dem Finance Magazin die Vorteile internationaler Netzwerke gefeiert. Die Netzwerkmitglieder könnten unkompliziert auf Spezialisten rund um den Globus zurückgreifen, ohne aus der eigenen Kasse selbst Standorte finanzieren zu müssen. Kein Wunder, Ebner Stolz ist Mitglied bei dem internationalen Netzwerk Nexia.

Jetzt blies Ebner-Stolz-Wettbewerber Rödl & Partner im selben Blatt zur Gegenattacke. Mit einem Gesamtumsatz von 386,1 Millionen Euro, von dem rund 202 Millionen Euro in Deutschland erwirtschaftet werden, rangieren die Nürnberger auf Platz sechs im Lünendonk-Ranking. Rödl & Partner bietet wie die Big Four, aber auch die übrigen Next Ten-Gesellschaften Rechtsberatung, Steuerberatung, Unternehmens- und IT-Beratung sowie Wirtschaftsprüfung und Outsourcingdienstleistungen aus einer Hand an.

In einem Punkt unterscheidet sich die 1977 gegründete Gesellschaft jedoch von ihren Wettbewerbern. Inzwischen nach eigenen Angaben an 108 Standorten in 50 Ländern präsent setzt Rödl bei seiner Auslandsexpansion traditionell auf die Gründung eigener Auslandstöchter. „Unsere Kunden schätzen es, dass wir als Unternehmen mit einer Muttergesellschaft in Deutschland und Tochtergesellschaften im Ausland organisiert sind – ähnlich wie die Kunden selbst“, sagt Christian Rödl im Finance Magazin und betont, dass sein Haus mit dieser Struktur die Mandanten besser betreuen könne als das in einem Netzwerk möglich wäre.

In einem solchen internationalen losen Verbund habe man keinen Einfluss darauf, wer in das Netzwerk kommt und wie die Qualität der Partner-Leistungen ist. Rödl & Partner spreche da aus Erfahrung. Zu Beginn der Firmengeschichte wäre das Haus selbst Teil eines Netzwerks gewesen. Die Abschlussprüfungen für die Töchter hätten nur eine niedrige Priorität gehabt und die Mandanten seien unzufrieden gewesen.

Quelle:Finance Magazin, 4. September 2017