Riesiger Bedarf an frischen Beratern

Allein Accenture, BCG, BearingPoint und Detecon, wollen 2018 in Deutschland 2.600 neue Berater einstellen. Sie locken vermehrt mit attraktiven Arbeitsbedingungen, schreibt das Handelsblatt.

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Unternehmensberatungen haben ein Problem: 86 Prozent beklagen, dass der Fachkräftemangel sie an weiterem Wachstum hindert, so eine Studie des Marktforschungsinstituts Lünendonk.

Nachwuchstalente haben deshalb beste Karten. Denn der Bedarf ist groß: Detecon will 2018 150 Mitarbeiter deutschlandweit einstellen, BearingPoint peilt 250 Neueinstellungen an, BCG rechnet mit 500 und Accenture will sogar 1.700 Stellen neu besetzen. Sie wollen daher mit neuen Strategien und attraktiven Arbeitsbedingungen junge Talente für sich gewinnen. Davon profitieren auch die erfahrenen Berater. Die Consultinghäuser wollen sie in den eigenen Reihen behalten, statt sie an die Industrie zu verlieren.

Um herauszufinden, was den Nachwuchs locken könnte, hat BCG 1.100 Top-Talente befragt. Das Ergebnis: Mit den Wünschen nach Flexibilität, Verantwortung und attraktiven Arbeitsinhalten dominieren nach wie vor die klassischen Generation-Y-Bedürfnisse. Personalberater Daniel Nerlich, Partner bei Odgers Berndtson, kam in einer Befragung zum Ergebnis, dass sich sechs von zehn Beratern mehr Zeit für Freunde und Familie wünschen, neun von zehn wollen gar flexiblere Arbeitszeiten wie Homeoffice oder Teilzeitmodelle.

Darauf haben Beratungshäuser schon reagiert. Sie arbeiten mit einem Homeoffice-Tag pro Woche, vergeben Projekte nach der Nähe des Wohnorts, bieten interessante Jobinhalte oder verhandeln Arbeitsverträge jährlich neu aus – mit angepassten Urlaubstagen. Aber die Häuser kommen auch schnell an Grenzen. Weil Sabbaticals und Teilzeitmodell überraschend stark nachgefragt werden, können manche Häuser schon Projekte nur mit großen Schwierigkeiten optimal besetzen. Außerdem gehört die Consultingbranche immer noch zu dem Wirtschaftszweig, in dem am längsten gearbeitet wird. Nachwuchstalente haben es daher derzeit selbst in die Hand, die für sie optimalen Bedingungen herauszuholen.

Quelle: Handelsblatt, 17. November 2017