Neurowissenschaftler: Wir lernen falsch

Ordnerweise Lernstoff ins Hirn zu pressen, um eine Woche nach der Prüfung das Meiste wieder vergessen zu haben – solches „Bulimielernen“ dürfte wohl jeder Student kennen. Ein Hirnforscher erklärt im jetzt.de-Interview, warum das totaler Schwachsinn ist und wie man gesünder und dauerhafter lernt.

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Neurowissenschaftler Henning Beck hat ein Buch darüber geschrieben, wie das Gehirn arbeitet, speichert und wieder abruft. Im Interview mit jetzt.de stellt er fest, dass man für echtes, dauerhaftes Wissen etwas verstanden und nicht stramm auswendig gelernt haben muss. Nur Letzteres bewirkt, dass man den Input – im Idealfall – irgendwann fehlerfrei wieder abrufen kann. Wissen im Sinne von verstehen bewirkt ein Umdenken. Man ist in der Lage, damit auch neue, andere Aufgaben anzugehen. Es erweitert gewissermaßen den Horizont der eigenen Möglichkeiten.

Deshalb, sagt Beck zu jetzt.de, sei im Internet auch kein Wissen verfügbar, lediglich Datensätze. Wissen wird erst draus, wenn man aktiv drüber nachdenkt.

Beck hält deshalb wenig von Lerntechniken wie etwa Eselsbrücken oder Wiederholungen, weil sie nur beim Abspeichern helfen. Hilfreicher seien Schaubilder und eigene Kontrollfragen/-aufgaben, die einem beim Anwenden helfen. Sein Vorschlag: sich zum Beispiel mit Kommilitonen gegenseitig Aufgaben zum Stoff stellen, so dass man gezwungen ist, ihn richtig anzuwenden.

Zudem hält der Hirnforscher Lernen gemäß Lerntypologie für zu kurz gesprungen. Sein Argument: Das Gehirn lernt und behält besser, wenn man ihm Stoff über viele verschiedene Kanäle liefert – also nicht nur übers Lesen – weil man vielleicht der visuelle Typ ist – sondern parallel auch übers Hören, Erzählen, Aufschreiben etc.

 

Quelle:jetzt.de