Multi-Channel-Vertrieb wird immer mehr zum Muss

Der Einzelhandel macht sich Sorgen, dass das Krisengerede die Konsumlust im letzten Quartal 2011 drückt. Fest steht aber: Der florierende Online-Handel ist klarer Gewinner und Wachstumstreiber, schreibt die FAZ.

Gut für Webshop-Architekten, Programmierer, aber auch für Supply Chain-Spezialisten, die dafür sorgen, dass die Logistik hinter den Onlineshops wie am Schnürchen funktioniert: Händler ohne Multi-Channel-Vertrieb haben schon bald das Nachsehen. Wer im Handel Karriere machen will, sollte deshalb darauf achten, dass der Arbeitgeber in spe multichannel-fähig ist und sich auch persönlich um Online-Expertise bemühen.

Wie stark sich der Handel auf den parallelen Online-Versand und damit auf Multi-Channel-Vertrieb setzen muss, belegen zwei Beispiele. Der führende Elektronik-Händler Media-Saturn geriet sogar in die Verlustzone, weil er erst jetzt und damit zu spät einen Online-Shop startete, Buchhändler Thalia kompensiert die rückläufigen Umsätze des Filialgeschäfts über seine Online-Tochter buch.de. Nach Prognosen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) erzielen die Onliner in diesem Jahr einen Umsatz von 26 Milliarden Euro und legen im nächsten Jahr sogar um 12 Prozent auf 29 Milliarden Euro zu. Gegenüber 2000 hat sich der Onlinehandel schon verzehnfacht.

Gerade mit Blick auf das kommende Weihnachtsgeschäft sollten Händler gut aufgestellt sein - und auf Online setzen. Für die meisten ist das zwar nur ein Zusatzgeschäft, was der Kundenbindung, dem Marketing und der Kaufanbahnung dient. Aber: Schon heute ist für 12 Prozent der Unternehmen das Internet ein wichtiges Standbein. Und jeder zehnte Multi-Channel-Anbieter erzielt schon mehr als zehn Prozent seines Umsatzes über den Online-Versand.

Wer in seiner Karriere auf den klassischen Einzelhandel setzen will und ein Geschäft neu mit aufbauen möchte, sollte vor allem Modekonzerne im Visier haben. Derzeit versuchen zahlreiche internationale Anbieter einen Neustart auf dem schwierigen, wettbewerbsintensiven Markt in Deutschland und eröffnen mit neuen Namen Filialen in Innenstädten.

Das Motto: Wer es hier schafft, schafft es überall. Die spanische Inditex-Gruppe (Zara) bringt Bershka-Filialen nach Berlin und der schwedische Damenmodenhersteller Gina Tricot will ausschließlich in Deutschland sein Auslandsgeschäft starten. Die türkische Tema-Gruppe eröffnet in Essen in einer alten C&A-Filiale ihr Format LC Waikiki und in Düsseldorf ist demnächst Startschuss für Abercrombie & Fitch.

(28.10.2011) Quelle: FAZ

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