Mit hippen Büros und hohen Gehältern wird um Softwareentwickler gebuhlt

Des einen Leid, des anderen Freud: Das Handelsblatt beschäftigt sich mit dem Mangel an Softwareentwicklern, der die Gehälter hochtreibt und zu einer Menge an netten Annehmlichkeiten für die Zielgruppe führt, darunter auch die Chance, auch aus dem Ausland zu arbeiten.

Pexels / Christina Morillo

Überall in Deutschland werden derzeit IT-Projekte angestoßen, Geschäftsmodelle digitalisiert oder Software-Buden gegründet. Jede zehnte freie Stelle in Dax-Unternehmen ist inzwischen ein IT-Job. Arbeitgeber aller Branchen haben deshalb mittlerweile große Not, die für ihre Digitalisierungsprojekte und das geplante Wachstum notwendigen Software-Entwickler zu rekrutieren. Bis 2026, schreibt das Handelsblatt, würden nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung McKinsey zusätzlich 780.000 ITler gebraucht.

Die Gehälter steigen rapide
Ausgeschriebene Stellen, die niemals besetzt würden, sagt ein McKinsey-Partner der Zeitung, seien inzwischen Normalität. Der Verdrängungswettbewerb unter den Unternehmen werde daher mit jeder Menge Annehmlichkeiten für die begehrte Zielgruppe ausgetragen. In Einzelfällen würden bereits nach ein paar Jahren Berufserfahrung 100.000 Euro Gehalt aufgerufen. Und auch Headhunter, die in diesem Markt unterwegs sind, verdienten sich eine goldene Nase.

Arbeiten in Spanien oder Portugal
Trotz inzwischen normaler Arbeit aus dem Homeoffice richteten die Arbeitgeber zusätzlich hippe Büros ein, damit sich die Mitarbeiter nach Bedarf hier treffen und vernetzen können. Bei New Work SE, dem Unternehmen hinter dem Karrierenetzwerk XING, hat man die Erfahrung gemacht, dass das neue Büro in der Hamburger Hafencity trotz Remote Work wichtig sei: Die Mitarbeiter seien stolz auf die Designerbüros und zeigten sie am Wochenende ihrer Familie.

Lebhafte Tech-Szene in Madrid
Zusätzlich entstehen aber auch Entwicklungszentren im Ausland, um auch dort rekrutieren zu können. Besonders beliebt sind dabei Spanien und Portugal. In Madrid beispielsweise hat sich eine lebhafte Tech-Szene entwickelt. Dort ist etwa der Facebook-Konzern Meta im Begriff, einen Entwicklerstandort zu eröffnen, wo in den nächsten fünf Jahren 2.000 Stellen geschaffen werden sollen. Auch New Work SE, das Unternehmen hinter dem Karrierenetzwerk XING, lässt inzwischen auch einen Großteil seiner Entwicklungsarbeit in Spanien erledigen.

Lara Fries von Capco, einem Unternehmen, das auf IT-Dienstleistungen für Finanzdienstleister spezialisiert ist, stellt fest, dass die wenigen IT-Absolventen der deutschen Hochschulen oft lieber zu einem Start-up gingen als zu einer Bank. Es kämen einfach nicht genug qualifizierte Experten nach.

Wo wollen die Konzerne die Entwickler finden?
Als ambitioniert bezeichnet das Handelsblatt daher die Wachstumspläne Mercedes-Benz, die 3.000 zusätzliche Softwareentwickler einstellen wollen, sowie von Volkswagen wo die Konzerneinheit CarSoftware.Org auf über 10.000 ITler vergrößert werden soll. Und auch der Spielzeughersteller Lego wolle die Zahl seiner Entwickler bis 2023 auf 1.800 verdreifachen.

Auch Startups haben Probleme
Inzwischen haben auch stark wachsende, gut finanzierte Startups wie Commercetools, einem Softwareentwickler für Onlineshops, Probleme, genügend ITler zu finden. Das Unternehmen hat derzeit über 100 Stellen offen und erlebt, dass es um 20 bis 25 Prozent höhere Gehälter zahlen muss als noch vor zwei Jahren. Zusätzlich hat es einen Standort im spanischen Valencia eröffnet.

Lieber eigene Leute in Europa als Dienstleister in Asien
IT-Projekte, die für das Kerngeschäft der Unternehmen enorm wichtig sind, an Dienstleister in Asien auszulagern, wird heute unter Risikogesichtspunkten eher ausgeschlossen. Inzwischen werden eher eigene Leute im Ausland eingestellt. Vor dem Krieg waren Russland und die Ukraine beliebte Länder dafür. Die Deutsche Telekom, schreibt das Handelsblatt, habe bis vor Kurzem 2.000 Russen in St. Petersburg beschäftigt, die Deutsche Bank hatte Leute in Moskau.

Gute Chancen für Auslandsaufenthalt
Beliebt sind auch Irland und Portugal, wo Zalando programmieren lässt. Auch Adidas hat sich Saragossa und Porto ausgesucht. Und das Berliner Startup Neobank N26 hat in Barcelona einen Entwicklerstandort mit 200 Mitarbeitern aufgemacht. Spannend ist das nicht nur für Spanier, Portugiesen und Iren, sondern auch für Deutsche, die gerne im Ausland leben möchten.

Quelle: Handelsblatt.com