Machtkampf: Agentur versus Beratung

Die Digitalisierung hat die Agenturen ins Beratungsgeschäft gelockt. Doch über das Know-how, wie die Digitalisierung das Marketing und deren Instrumente verändert, geht das Consulting-Know-how der Agenturen meist nicht hinaus, sagt BDU-Präsident Ralf Strehlau im W&V-Interview.

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Alle Jahre wieder – für Ralf Strehlau, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), ist der Versuch der Digitalagenturen, auf dem Feld der Consultants Fuß zu fassen, nichts Neues. Das komme gefühlt alle fünf, sechs Jahre auf, sagt der BDU-Chef. Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor fundamentalere Veränderungen als früher, weil es um Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozesse geht. Genau dafür brauchen die Kunden eine kompetente Beratung, die nicht nur kurz greifen darf. „Agenturen versuchen sich als Managementberatung und streben den Kontakt zu den Topentscheidern, zur ersten Führungsebene an. Das ist ihr gutes Recht“, sagt Strehlau im Interview mit W&V. Doch wenn es um die Auswirkungen auf Geschäftsmodelle gehe, seien nach wie vor nicht Agenturen die ersten Ansprechpartner, sondern klassische Unternehmensberatungen.

Der Grund: Unternehmensberatungen haben „den strategischen Blick auf das Gesamtbild eines Unternehmens und zielen darauf ab, dessen Wettbewerbssituation im Markt ganzheitlich zu verbessern. Dazu kämen beispielsweise auch betriebswirtschaftliche Erfolgsfaktoren, mit denen sich Unternehmensberatungen klassischerweise viel leichter tun.

Zum Consulting gehören Strategie-, Konzept- und Umsetzungsberatung. Da ist der nächste Schritt nur logisch: eigene Umsetzungskapazität aufzubauen. Das ergibt zwar auch Überschneidungen mit Geschäftsfeldern der Agenturen. Aber aus Sicht des BDU-Präsidenten ist die Hackordnung nach wie vor klar: Der Weg der Agenturen ins Consulting ist noch lang.

Quelle:W&V, 22. Mai 2017,