Luftfahrtindustrie im Aufwind - Airlines in Not

4. Juli 2008 - Während die großen Flugzeughersteller über volle Auftragsbücher jubeln, klagen europäische und US-amerikanische Airlines über die stark gestiegenen Treibstoffkosten. Die Folge: auf der einen Seite suchen Industrie und Zulieferer Facharbeiter und Ingenieure, auf der anderen Seite wollen Fluggesellschaften weniger fliegen und Stellen streichen. Die beiden führenden Flugzeughersteller Boeing und Airbus prognostizieren, dass sich die Zahl der Passagierflugzeuge in den kommenden zwanzig Jahren weltweit von heute rund 18.000 auf rund 36.000 Maschinen verdoppelt. Bereits jetzt sprenge die Nachfrage die Kapazitäten der Hersteller. Airbus habe derzeit mit 3.655 Maschinen "das größte Auftragsbuch der Industriegeschichte", freut sich Airbus-Chef Tom Enders. Damit steigt auch der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der Branche. Laut Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie werden derzeit über 4.000 Ingenieure und 2.000 Facharbeiter gesucht. Gute Karrierechancen bieten dabei auch die Zulieferer. So wachse beispielsweise der Schweizer Zulieferer Oerlikon stark und sei weltweit auf der Suche nach Top-Talenten, wie Personalmanagerin Beatrice Bütler gegenüber dem Tagesspiegel bestätigt.

Dagegen kämpfen die Fluggesellschaften derzeit mit den rasant gestiegenen Preisen für Flugbenzin. Kerosin kostet heute 80 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin will ihre Flugkapazität nun um zehn Prozent verkleinern, allein die Langstreckenflüge sollen um 30 Prozent reduziert werden. Ende Oktober soll die Münchener Zentrale der Air Berlin-Tochter DBA mit 52 Mitarbeitern aufgelöst werden. Auch Wettbewerber Tuifly streicht zum Sommer 2009 ertragsschwache Strecken und setzt weniger Maschinen ein. Die US-Fluggesellschaft United Airlines hat den Abbau von bis zu 1.600 Arbeitsplätzen angekündigt. Insgesamt sollen 100 Flugzeuge stillgelegt und die Kosten im laufenden Jahr um 400 Millionen US-Dollar reduziert werden.

Der Boom für die Hersteller und Zulieferer kommt hingegen aus den aufstrebenden Wirtschaftsregionen Indien, Russland und China. Nirgendwo sonst wächst der Luftverkehr so rasant. Langfristig wird vor allem in Asien und Afrika Personal fehlen, um die bestellten Maschinen auch tatsächlich zu fliegen. Der Weltluftfahrtverband Iata schätzt, dass weltweit pro Jahr 17.000 Piloten benötigt werden, das sind 3.000 mehr, als derzeit ausgebildet werden.

Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Manager-Magazin, Handelsblatt

Foto: Lufthansa Technik