Lernen für den Job: Mikrodegree statt Master?

Accounting, Big Data, Corporate Communications - das Angebot an Online-Kursen ist gigantisch. Zu nahezu jedem Thema und in jeder Preisklasse können Lernwillige Online-Zertifikate erlangen. Was halten Personaler von den digitalen Lernhäppchen? Das Handelsblatt hat nachgefragt.

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Lebenslang Lernen ist in, vorzugsweise virtuell. Spätestens seit der Corona-Pandemie boomt E-Learning auch in der beruflichen Weiterbildung. Plattformen wie Coursera, EDX, Udemy oder Udacity bieten dazu ein steig wachsendes Spektrum an Onlinekursen in unterschiedlichsten Preisklassen und auf unterschiedlichem Niveau. Die Bandbreite reicht von kostenlosen, teilweise von Unternehmen gesponsorten Basis- und Einsteigerkursen ohne Vorwissen bis zum Mastertrack für mehrere tausend Euro. Auch der Zeitaufwand variiert zwischen wenigen Stunden und mehreren Monaten. Für die Teilnahme winkt am Ende eine Bescheinigung, oft als Mikrozertifikat, Micro oder Nano Degree oder Badge bezeichnet.

Immer mehr Berufstätige schmücken mit den digitalen Zertifikaten ihre beruflichen Profile auf LinkedIn oder Xing - zum einen, um ihre Bereitschaft zum lebenslangen Lernen zu signalisieren. Aber auch, um schneller gefunden zu werden, wenn Recruiter dort nach Kandidaten mit bestimmten Qualifikationen suchen. Aber wie gut kommen Mikro- und Nanodegrees überhaupt in der Personalabteilung an? Das Handelsblatt hat sich bei beliebten Arbeitgebern aus verschiedenen Branchen in Deutschland nachgefragt und spannende Antworten zusammengetragen.

IT-Skills bringen Pluspunkte

Weiterbildungen und Wissensnachweisen rund um Digitalthemen kommen demnach bei Unternehmen wie BMW, Bosch, Henkel oder SAP gut an, beispielsweise zu beliebten Programmiersprachen, Data-Science, Data-Analytics, KI oder Machine Learning. Begründung: An den Hochschulen ist das Lehrangebot oft noch relativ dünn. „Wenn sich ein Kandidat auf eine Stelle als Data-Scientist bewirbt und sich in Onlinekursen darauf spezialisiert hat, dann unterstreicht das sein Interesse und Talent“, zitiert das Handelsblatt SAP-Personalchef Cawa Younosi. Liegt der Studienabschluss eines Bewerbers schon längere Zeit zurück, werden job- und branchenrelevante moderne Zusatzqualifikationen in der Regel gerne gesehen, beim Bosch zum Beispiel rund um die vernetzte Produktion und das Internet of Things, bei BMW zu E-Mobilität oder beim Konsumgüterriesen Henkel auch zu Digital Marketing und New Business Models.

Auch Softskills können lohnen

Die moderne Arbeitswelt ist vom ständigen Wandel, remote Work und Unsicherheit geprägt. Dennis Fischer, Redner, Trainer und Autor des Buchs „Future Work Skills“, empfiehlt dagegen vor allem in Soft Skills wie Resilienz, Kreativität und Selbstmanagement besser zu werden. Auch hier bieten die Lernplattformen im Internet ein riesiges Angebot. Laut Handelsblatt ist das bei deutschen Nutzern beliebteste Coursera-Seminar: „The Science of Well-Being“ - also „Die Wissenschaft des Wohlbefindens".

Auf Nachfragen gefasst machen

Grundsätzlich können Bewerber bei den vom Handelsblatt befragten Unternehmen punkten, wenn sie lernbereit und wissbegierig sind, bereit sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Herausforderungen offen anzugehen. Online-Zertifikate unterstreichen diese positiven Eigenschaften und sollten deshalb im Profil und im Lebenslauf erwähnt werden. Ein Selbstläufer sei so ein Online-Degree allerdings nicht. "Wer so ein Zertifikat auflistet, muss mit Rückfragen im Bewerbungsprozess rechnen“, zitiert die Redaktion Rene Schemschat, Lead Recruiter bei Microsoft Germany: Dann könne man im Idealfall sein Erlerntes unter Beweis stellen. Wer sich dagegen nur ‚durchgeklickt‘ habe fliegt auf - und raus aus dem Bewerbungsverfahren.

Quellen: Handelsblatt.com (Paywall)