KPMG wehrt sich gegen Vorwürfe

KPMG will sich gegen den Spott beim gescheiterten Verkauf des Flughafen Hahn in Rheinland-Pfalz wehren, schreibt das Handelsblatt. Für den Prüfungsriesen sei die Negativpresse nicht das einzige Desaster, meint die Wirtschaftswoche.

Bildnachweis: Flughafen Frankfurt-Hahn

Der Verkauf des Flughafens Hahn an einen chinesischen Investor war geplatzt, weil der Käufer nicht zahlte und sich als unseriös herausstellte. Die rheinland-pfälzische Landesregierung, die immerhin 82,5 Prozent der Anteile besitzt, warf dem Wirtschaftsprüfer KPMG Fehler bei der Beratung vor. So hätte KPMG versäumt, gründlich zu recherchieren. Rudolf Scharping, der als Berater im chinesischen Markt arbeitet, wies darauf hin, dass selbst der frei zugängliche chinesische „Credit Report“ den Investor Shanghai Yiqian Trading (SYT) als Briefkastenfirma ohne Glaubwürdigkeit und Kreditwürdigkeit beschrieb. KPMG hatte immerhin 6,25 Millionen Euro Honorar kassiert.

Die Wirtschaftsprüfer weisen die schweren Vorwürfe von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz zurück. Für einen Wirtschaftsprüfer ungewöhnlich genug, wendete sich KPMG Ende Juli erstmals sogar aktiv in eigener Sache an die Medien. In einer Pressenotiz teilte die Prüfungsgesellschaft mit, dass die Rolle von KPMG „häufig nicht zutreffend wiedergegeben worden“ sei. Es war eine Entscheidung der Landesregierung gewesen, nicht von KPMG – und die Prüfer hatten Dreyer über alle Risiken informiert. Allerdings gibt es in dem Vertrag zwischen KPMG und der Landesregierung eine Verschwiegenheitspflicht. Die Stellungnahme der Prüfer kann daher nur an die Regierung gehen und nicht gänzlich publiziert werden. Die Landesregierung hatte bislang nur Dokumente veröffentlicht, die zu ihrem Vorteil auszulegen sind.

Die Posse um den Flughafen Hahn ist nicht das einzige Projekt, bei dem KPMG unter Beschuss steht. Auch bei anderen Projekten mit Regierungen lief es für die Prüfer schief. Beim Verkauf des Nürburgrings ebenso wie bei der gescheiterten Sanierung der Mecklenburger Pleitewerft P + S gab KPMG ein Bild ab, das kräftig an der Reputation des Hauses kratzt. Schlimmer noch: Drohende Schadensersatzklagen können viel Geld kosten. Laut Wirtschaftswoche steht rund die Hälfte des Jahresumsatzes von 1,5 Milliarden Euro auf dem Spiel.

Quellen: Handelsblatt, 21. Juli 2016;
Wirtschaftswoche, 15. Juli 2016, Printausgabe Seite 48