Karrierefaktor Katja

Steigen Katja oder Kerstin schneller auf als Mandy oder Monique? Wird Peter Müller öfter zum Vorstellungsgespräch eingeladen als Muhamed Ali? Wirtschaftspsychologe Uwe Kanning erklärt, wie Namen die Karriere beeinflussen.

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Andreas oder Ali? Claudia oder Chantal? Ob wir wollen oder nicht: Namen erzeugen unweigerlich Bilder im Kopf. Auch bei Personalern. Zwar werde über Themen wie Inklusion, Diversity, Chancengleichheit und Fairness im Job heute viel mehr gesprochen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Dennoch sei es zu früh, um in puncto unbewusster Vorlieben oder Vorurteile Entwarnung zu geben. Das sagt der Wirtschaftspsychologe Uwe Kanning im Interview mit der Wirtschaftswoche.

Diagnostische Qualifikation fehlt oft
Seit vielen Jahren forscht der Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osnabrück zu Personalauswahl und Leistungsbeurteilung – und weiß, dass es nach wie vor Baustellen gibt. Noch immer arbeiteten in vielen Personalabteilungen Menschen, die nicht spezifisch für diagnostische Aufgaben ausgebildet sind, sagt Kanning im Interview. Oder aber, sie seien zwar gut qualifiziert, hätten aber nur begrenztes Mitspracherecht, beispielsweise bei der Besetzung von hochrangigen Managementpositionen. „Unternehmen bleiben hier immer noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück“, sagt der Wirtschaftsprofessor.

Allerweltsnamen im Vorteil
Das bedeutet: Der Name kann durchaus Einfluss auf die Einstellungs- und Aufstiegschancen haben. Gute Nachrichten für Thomas Müller, Andreas Schmidt oder Katja Schulz: „Namen, die häufig vorkommen, werden positiver bewertet“, sagt Kanning. Im Nachteil seien dagegen Bewerber mit exotischen Namen wie Brunhilde oder Barnabas. Auch ungewöhnliche Buchstabenkombinationen wie czy oder szk im Familiennamen, seien eher ein Minus- als ein Pluspunkt. Ein Blick auf die Top-10 der deutschen Geschäftsführer-Vornamen scheint das zu bestätigen: Laut einer Auswertung der Jobbörse Indeed heißen deutsche Top-Manager mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Andreas, Michael, Christian, Thomas, Alexander, Peter, Stefan, Frank, Martin oder Christoph. Bei den Damen gehen die Top-10 an Katja, Antje, Nicole, Julia, Claudia, Cornelia, Kerstin, Andrea, Angelika und Anja.

Gleich und gleich gesellt sich gern
Eine Erklärung für das Namensphänomen sei der sogenannte Ähnlichkeits-Attraktivitäts-Effekt, so Kanning: „Demnach bewerte ich Personen positiver, die mir ähnlich sind, beispielsweise in der Sprache oder bezogen auf den gesellschaftlichen Hintergrund“, erklärt der Wirtschaftspsychologe. Aus einem ähnlichen Vornamen ziehen viele Menschen also Rückschlüsse auf einen ähnlichen Hintergrund. Auch der sogenannte Mere-Exposure-Effekt spiele eine Rolle: Was geläufig und vertraut wirke, erlebe man automatisch eher positiv. „Wenn etwas fremd und ungewöhnlich ist, dann gibt es hingegen eher die Tendenz, es negativ zu bewerten“, so der Professor. Tendenziell also eher ein Nachteil für Bewerber mit Namen, die auf einen Migrationshintergrund schließen lassen. Auch bestimmte Akzente und Dialekte könnten positive oder negative Wirkung entfalten, ergänzt Kanning.

Ausweg anonyme Bewerbung?
Natürlich sollte der Name bei der Personalauswahl keine Rolle spielen, mahnt Uwe Kanning. Unternehmen sollten sich die wirtschaftliche Dimension von Fehlentscheidungen vor Augen führen, betont er in der Wirtschaftswoche. Das oberste Ziel sollte lauten, durch geeignete objektive Auswahlprozesse die besten Kandidatinnen und Kanditen einzustellen. Aus Sicht des Wirtschaftspsychologen spricht deshalb viel für anonymisierte Bewerbungen. Informationen wie Name, Foto und Anschreiben brächten keinen Erkenntnisgewinn, sondern seien vielmehr eine Quelle unbewusster Fehlentscheidungen. Aber auch im klassischen Bewerbungsgespräch entscheide zu oft das Bauchgefühl: „Je höher die Hierarchiestufe, auf der eine Besetzung erfolgt, desto schlechter wird die diagnostische Qualität der Verfahren“, kritisiert Kanning.

Fazit: Den Namen zu ändern, ist natürlich nicht möglich. Wer jedoch um unbewusste Einflussfaktoren und Entscheidungsmechanismen weiß, kann bei Bedarf besser darauf eingehen. Vielleicht finden sich andere Gemeinsamkeiten und Verbindungen, die Du in der Bewerbung herausstellen kannst. Und für eine kurze Erklärung eines komplizierten Namens und die richtige Aussprache ist Dein Gesprächspartner sicherlich dankbar.

Quellen: 

Zum Interview auf WiWo.de
Zur Website von Prof. Uwe Kanning
Indeed Namensranking

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