EY verfehlt Wachstumsziel

Nach Jahren kontinuierlich starken Wachstums legte EY für 2016 enttäuschende Zahlen vor. Jetzt sollen die Weichen neu gestellt werden, schreiben FAZ, Handelsblatt, Finance Magazin und Börsen-Zeitung.

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Erst vor zwei Jahren hatte EY den Wirtschaftsprüfergiganten KPMG überholt und von dem zweiten auf den dritten Platz im Ranking der Big Four in Deutschland verwiesen. Doch nach der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen ist klar:  EY hat im Turnus 2015/16 so viele Federn lassen müssen, dass sich EY und KPMG nun wieder den zweiten Platz der größten WP-Gesellschaften hierzulande teilen.

1,6 Milliarden Euro erlöste EY im Geschäftsjahr 2015/16, das zum 30. Juni endete. Das magere Umsatzplus von 2,8 Prozent im Vergleich zu den prognostizierten neun Prozent führte der neue Deutschland-Chef Hubert Barth auf ausgebliebene Verlängerungen von Sonderaufträgen im Bereich Bankenprüfung und Wirtschaftskriminalität zurück, von denen der Prüfer eigentlich erwartet hatte, dass sie ihm länger erhalten blieben. Die Aufträge waren offenbar so groß, dass sie nicht kompensiert werden konnten.

So musste EY im größten Segment, der Wirtschaftsprüfung und der prüfungsnahen Beratung, sogar einen Rückgang um knapp acht Prozent auf 494 Millionen Euro hinnehmen. Immerhin: In der Steuerberatung gelang es dem Unternehmen seine Marktführerschaft zu verteidigen und den Umsatz um 7,6 Prozent auf 568 Millionen Euro zu steigern. In der Transaktionsberatung, die Themen rund um Corporate Finance abdeckt, legte EY um 3,4 Prozent auf 292 Millionen Euro zu. Das stärkste Wachstum gelang in der EY-Managementberatung – mit einem Umsatzwachstum von 12,6 Prozent auf 279 Millionen Euro.

Ein Blick auf die dynamische Geschäftsentwicklung der Konkurrenten PwC und Deloitte, aber auch sogar auf die Zahlen von KPMG zeigt, dass EY nicht darum herumkommt, einige strategische Weichen neu zu stellen, um wieder fit für zukünftiges Wachstum zu werden. Genau das sei bereits passiert, beteuerte Hubert Barth gegenüber der FAZ. EY plane, seinen Branchenfokus stärker auszubauen und alle Geschäftsfelder noch intensiver miteinander zu verzahnen. Das Ziel: Ein- und demselben Mandaten verschiedene Gesamtleistungen aus einer Hand anbieten zu können.

Im Zuge der gesetzlich erzwungenen Prüferrotation hofft  EY, seinen Marktanteil bei der Prüfung und Beratung von großen Konzernen vergrößern zu können. Was die Abschlussprüfung von gelisteten Großkonzernen angeht, will Barth den Marktanteil von 10 auf 20 Prozent (also von drei auf sechs Mandate) erhöhen. Im vergangenen Turnus 2015/2016 ist es EY zwar noch nicht gelungen, größere Dax-Mandate hinzuzugewinnen, dafür aber immerhin namhafte Unternehmen wie die KfW, die Helaba, Brose und KWS Saat.

Wie die übrigen Big Four der Wirtschaftsprüferbranche auch, hofft EY vor allem auf neue große Beratungsprojekte im Zuge der Digitalisierung. Um Kunden bei der Transformation zu beraten, will EY die eigene Transformation vorantreiben. Die Stuttgarter investieren verstärkt in Know-how und Technologien, etwa in die Rekrutierung und die Ausbildung von Spezialisten für die Digitalisierung sowie in Big Data-Analyse-Labore.

Im Turnus 2015/2016 stellte EY in Deutschland mehr als 1.700 Mitarbeiter ein, bereinigt um Abgänge wuchs die EY-Belegschaft von 8.854 auf 9.437 Mitarbeiter.

Quellen:
finance-magazin.de, 21. Dezember 2016;
Börsen-Zeitung, 22. Dezember 2016, Printausgabe Seite;
FAZ, 21. Dezember 2016, Print-Ausgabe