Es lohnt kaum, das Gehalt der Kollegen zu kennen

Von Politikern und Gewerkschaften wird oft gefordert, dass das Gehaltsniveau in Unternehmen transparent gemacht werden müsse. Schon damit die weibliche Belegschaft nicht länger finanziell benachteiligt werde. Studien zeigen jetzt aber, dass Gehaltstransparenz in der Summe sogar zu niedrigeren Gehältern führen kann. 

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Nach einem Beitrag im Handelsblatt haben zwei Harvard-Studien ergeben, dass Gehaltstransparenz die Gehälter insgesamt um sieben bis 25 Prozent drückt. Der Grund: Sind die Gehälter allgemein bekannt, können Wunschkandidaten nicht mehr durch attraktive Gehälter angelockt oder gebunden werden, weil das Unternehmen entsprechende Nachverhandlungen von den Kollegen fürchten muss. Das würde auf die Dauer ziemlich teuer werden. Also verzichtet der Arbeitgeber bei Gehaltstransparenz lieber auf überdurchschnittliche Zahlungen für einzelne Mitarbeiter. Im Schnitt sinkt so das Gehaltsniveau.

In einer anderen Studie zeigten die Forscher, so schreibt das Handelsblatt, dass die Motivation der Mitarbeiter in ihrem Job spürbar nachließ, sobald sie feststellten, dass sie weniger oder kaum mehr als der Durchschnitt verdienen. Viele waren danach eher bereit die Firma zu wechseln. Bei Führungskräften war dies allerdings anders: Hier führte die Erkenntnis, dass andere mehr verdienen als gedacht, dazu, dass sich die Manager mehr ins Zeug legten, um auch dorthin zu kommen.

Mit Blick auf die Einkommen der weiblichen Belegschaft war die Lohnlücke zu den Männern natürlich dann am geringsten, wenn alle den vollen Durchblick hatten. In der Folge kann das aber, so schließen die Forscher, dazu führen, dass Unternehmen bei Gehaltsverhandlungen mit den Männern restriktiver werden, so dass alle zusammen weniger verdienen.

Quelle: Handelsblatt