Einstieg in die IT-Beratung

Ildiko Kreisz, Personalchefin bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz über die Karrierechancen von Neueinsteigern bei dem IT-basierten Beratungshaus.

JobguideXpress: Frau Kreisz, was können Jungberater bei Accenture lernen, was sie sonst bei keiner anderen Beratung in dieser Form mitbekommen würden?

Kreisz: Wer technologisch an vorderster Front mitspielen und für ein wirklich globales Unternehmen arbeiten will, ist bei Accenture richtig. Wir sind definitiv eine stark technologiegetriebene Unternehmensberatung, die ihren Kunden so ziemlich das gesamte Spektrum an Beratung bietet. Unsere Strategieberater erarbeiten Konzepte für neue Absatzmärkte, unsere IT-Strategen helfen Unternehmen herauszufinden, wie sie zum Beispiel die Cloud für ihre Zwecke am besten nutzen können. Unsere Technologen entwickeln neue IT-Systeme für Firmen und bringen diese ans Laufen. Und in unserer Outsourcingsparte erledigen wir für Unternehmen seit Jahren Standardprozesse für deren Einkauf, Finanzabteilung oder Kundenservice.

JobguideXpress: Accenture beschäftigt weltweit 257.000 Mitarbeiter. Wie wirkt sich diese Internationalität auf die individuellen Karrierewege aus?

Kreisz: Accenture ist ein zu hundert Prozent global vernetztes Unternehmen. Dieser hohe Grad an Internationalität ist im Unternehmensalltag für jeden Mitarbeiter zu spüren. Schon allein, weil die Kunden, für die unsere Berater arbeiten, international tätig sind und wir häufig als Beratung ausgewählt werden, eben weil wir Projekte global ausrollen können. Die Kollegen, mit denen man auf Projekten zusammenarbeitet, kommen dementsprechend aus aller Herren Ländern. Das heißt nicht unbedingt, dass mein indischer oder brasilianischer Kollege mir am Schreibtisch gegenübersitzt. Aber es bedeutet, dass ich ständig mit ihnen Hand in Hand arbeite, auch wenn sie viele Tausend Kilometer entfernt von mir sind. Wenn man in einem solchen globalen Unternehmen arbeitet, kennt man irgendwann mal die Feiertage in den einzelnen Ländern, bekommt mit, wie die Befindlichkeiten der einzelnen Kulturen sind, weiß, was vor zwei Wochen in China oder Australien los war.

JobguideXpress: Aber Internationalität bedeutet nicht automatisch, dass man als Berater selbst im Ausland auf Projekten zum Einsatz kommt?

Kreisz: Wenn jemand häufige Auslandseinsätze spannend findet und gerne reist, bekommt er natürlich die Chance, bei solchen Projekten eingesetzt zu werden. Im Schnitt sind etwa dreißig Prozent der Projekte, die unsere Berater hier in Deutschland angehen, Projekte mit direktem Auslandsbezug – vorausgesetzt, man wertet Österreich und die Schweiz als Ausland. Manche Themenfelder sind natürlich prädestinierter für internationales Arbeiten als andere. Wenn ich mich für den Öffentlichen Sektor interessiere und mich auf diesen Bereich spezialisiere, werde ich vermutlich häufiger in Berlin oder in anderen deutschen Städten zum Einsatz kommen als in Mumbai oder Rio.

JobguideXpress: Unternehmensberatungen gelten gemeinhin als Durchlauferhitzer für Karrieren. Wie lange bleiben die Berater im Schnitt bei Accenture?

Kreisz: Es stimmt, dass gerade Hochschulabsolventen zu uns kommen, weil sie nach dem Studium erst einmal die Welt und möglichst viele verschiedene Unternehmen kennenlernen wollen. Manche kommen nach fünf Jahren an den Punkt, an dem sie noch einmal die Weichen neu stellen wollen und sich für den Wechsel in die Industrie entscheiden. Und dann gibt es diejenigen, die nach zehn Jahren sagen: Es ist Zeit, etwas anderes anzugehen, häufig, weil die intensive Reisetätigkeit, die mit dem Beraterberuf nun mal verbunden ist, nicht mehr mit ihrem Privatleben vereinbar ist. Es gibt natürlich auch solche wie mich, die bleiben. Es fällt mir schwer, Ihnen eine allgemeine Fluktuationsquote zu nennen. Dafür sind die Tätigkeiten gerade bei Accenture zu unterschiedlich. Wir haben viele Kunden, für die wir schon viele Jahre arbeiten. Bei uns gibt es Kollegen, die vom Einstieg bei Accenture bis zum Aufstieg zum Partner durchgehend für „nur“ einen Kunden tätig waren.

JobguideXpress: Die namhaften Strategieberatungen wie McKinsey oder BCG nehmen für sich in Anspruch die hellsten Köpfe an Bord zu haben. Die Marke Accenture steht eher für Technologieberatung als für tiefschürfend intellektuelle Konzepte. Was ist der besondere Kick an einer Karriere in einem Beratungshaus, das viele unterschiedliche Geschäftszweige unterhält?

Kreisz: Wenn Sie damit meinen, dass wir es nicht bei Strategiepapieren und Powerpoint-Konzepten belassen, gebe ich Ihnen recht. Ich glaube, dass dieses breite Spektrum an Dienstleistungen, dass unter einem Dach angeboten wird, den Horizont eines jeden einzelnen Beraters erweitert. Natürlich hat jeder sein Spezialgebiet. Aber auf Projekten bekommt man immer wieder mit, wie unterschiedlich die Sichtweisen und Lösungsansätze bei Problemen doch sein können. Bei uns trifft man auf Menschen, die gut strategisch denken können, auf gute Umsetzer und auf Kollegen, die genauso wie die Manager beim Kunden in der Linie täglich ihren Mann stehen müssen. Sie bekommen hier nicht nur Berater-Denke, sondern einen ganzheitlicheren Blick auf Fragen mit, die sich in Unternehmen heute stellen.

JobguideXpress. Accenture ist seit Mitte der Achtizgerjahre in Deutschland aktiv. Können Sie den ein oder anderen Alumni nennen, der es in die Vorstandsetagen geschafft hat?

Kreisz: Da fallen mir so einige ein, Susanne Klöß etwa. Sie war bis 2011 Partnerin bei Accenture und hat bei uns Banken beraten. Sie ist heute Generalbevollmächtigte im Vorstand der Postbank. Unser ehemaliger Deutschlandchef Karl-Heinz Flöther – er ist Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Börse. Oder auch Andreas König, der Chief Information Office der ProSiebenSat1 Media AG.

JobguideXpress: Wie viele Neueinstellungen plant denn Accenture 2013 in Deutschland?

Kreisz: Im Geschäftsjahr 2012/2013, das bei uns traditionell im September beginnt, werden wir rund 1.000 neue Mitarbeiter an Bord nehmen.

JobguideXpress: Wer ist denn für Accenture interessant?

Kreisz: Vor allem Informatiker, Naturwissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler. Unser Haus deckt in der Beratung die komplette Wertschöpfungskette von der Strategie, den Prozessen, der IT und des Change Managements ab. Zudem steht Accenture für IT- und Geschäftsprozess-Outsourcing. Wir suchen Management Consultants, IT-Berater genauso wie ausgebildete Fachinformatiker und SAP-Spezialisten.

JobguideXpress: Haben Quereinsteiger bei Ihnen auch eine Chance oder konzentrieren Sie sich ganz auf das Recruiting von Hochschulabsolventen?

Kreisz: Vor wenigen Jahren lag der Fokus eindeutig auf Hochschulabsolventen. Das hat sich verändert. Wir besetzen heute bis zu 40 Prozent der Neueinstellungen mit bereits berufserfahrenen Beratern und IT-Fachkräften – auch mit Quereinsteigern in der Branche. Wir haben uns für 2012/2013 zudem wieder das Ziel gesetzt, über alle Neueinstellungen hinweg eine Frauenquote von 30 Prozent zu erreichen. Das ist kein Klacks. In manchen Feldern – wie im Management Consulting – konnten wir diese Quote schon in den vorherigen Jahren recht einfach erfüllen. Weibliche Informatikerinnen zu finden, die auch noch über fünf bis zehn Jahre Berufserfahrung verfügen, ist dagegen schon ein schwierigeres Unterfangen.

Das Gespräch führte Julia Leendertse.

Interview