Dennis Nally: PwC-Weltchef zur Fusion mit Booz

PwC hat im letzten Jahr den Titel „größte Wirtschaftsprüfungsfirma der Welt“ erneut an den Konkurrenten Deloitte verloren – zum zweiten Mal seit 2010/2011. Mit der geplanten Übernahme der Strategieberatung Booz & Company will PwC Deloittes Vorsprung im Consultinggeschäft wieder aufholen. Im Interview mit dem Manager-Magazin erklärt PwC-Weltchef Dennis Nally, warum es seiner Ansicht nach ohne Consultants nicht mehr geht.

PwC und Deloitte befinden sich seit drei Jahren in einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen. 2012/2013 brachte es Deloitte auf 32,4 Milliarden US-Dollar Umsatz weltweit, PwC auf 32,1 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme der Strategieberatung Booz & Company, deren Umsatz weltweit auf rund eine Milliarde US-Dollar geschätzt wird, könnte PwC auf einen Schlag wieder in die Pole Position bringen.

Im Interview mit dem Manager-Magazin betonte Nally, dass es eine hohe Nachfrage nach „der kompletten Wertschöpfungskette des Beratungsgeschäfts – von der Strategieentwicklung bis zur Implementierung und Umsetzung“ gäbe. Viele Strategieberater hätten sich in jüngster Zeit darauf verlegt, Unternehmen auch bei der Umsetzung strategischer Maßnahmen zu unterstützen und seien damit in das klassische Feld der Consultingabteilungen der Wirtschaftsprüferfirmen vorgedrungen. Konsequenterweise würden jetzt im Gegenzug die Wirtschaftsprüferfirmen ihr Angebot um Strategieberatung ausweiten, um ebenfalls die komplette Beratungspalette anbieten zu können.

Auf die Frage, ob aus der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC nun die Unternehmensberatung PwC würde, antwortete Nally, dass jede der drei Geschäftssparten Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und das Consultingbusiness integraler Bestandteil der PwC-Strategie seien. Entscheidend sei die richtige Balance, aber sein Haus werde nicht die Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung vernachlässigen, nur weil es sein Consultinggeschäft ausbaue.

Die Gefahr, dass sich ein Fall wie Enron wiederholen könne, sieht Nally nicht. „Wir haben unsere Kunden damals bei der Implementierung von IT-Systemen beraten“, erklärte er dem Manager-Magazin. „Diese Projekte dann ein paar Monate später von den eigenen Kollegen prüfen und testieren zu lassen, kann tatsächlich zu einem Interessenskonflikt führen, der die Möglichkeiten einer objektiven und neutralen Prüfung einschränkt“. Deshalb habe PwC dieses Geschäft auch an IBM verkauft.

Solche Interessenskonflikte seien jedoch heute ausgeschlossen, versicherte Nally dem Manager-Magazin. So gebe es heute strikte Regeln, die festlegten, welche Dienstleistungen ein Prüfer seinen Kunden anbieten darf und welche nicht: „Beratungsdienstleistungen werden niemals unsere Fähigkeit gefährden, eine neutrale Prüfung zu gewährleisten.“ Außerdem seien die Unternehmen in den vergangenen Jahren so komplex und global geworden, dass auch eine Wirtschaftsprüfung die Expertise der Consultants brauche, um Geschäftsmodelle und Risiken adäquat beurteilen zu können.

Quelle Manager Magazin, 12/2013

https://heft.manager-magazin.de/reader/index_MM.html#j=2013&h=12&a=122381572