Deloitte geht auf die Überholspur

Deutschlands viertgrößter Wirtschaftsprüfer Deloitte knackte 2016 erstmals die Milliarden-Euro-Umsatzgrenze. Die kleinste der Big Four-Firmen will bis 2020 zur Nummer drei aufsteigen, melden Börsen-Zeitung, Handelsblatt und FAZ.

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Unter den Big Four der Wirtschaftsprüfer war Deloitte in Deutschland bislang immer das Schlusslicht. Doch mit einem Wachstumssprung von 34 Prozent auf 1,336 Milliarden Euro Gesamtleistung (Umsatz einschließlich des noch nicht abgerechneten Auftragsbestandes) hat die Nummer vier im Markt im Geschäftsjahr 2016/2017 einen ordentlichen Sprung nach vorn gemacht (Vorjahr: 0,997 Milliarden Euro).

Innerhalb des internationalen Deloitte-Konzerns ist die deutsche Deloitte GmbH aktuell die wachstumsstärkste Gesellschaft. Mit Siebenmeilenstiefeln gelang es Deloitte-Deutschlandchef Martin Plendl, seine ursprünglich erst für das Jahr 2020 gesteckten Ziele bereits jetzt schon zu erfüllen. Nun hat er sich eine neue Marke gesteckt: Er will in Deutschland in den kommenden drei Jahren zu seinen ärgsten Wettbewerbern PwC, EY und KPMG nicht nur aufschließen, sondern mindestens einen seiner Konkurrenten hinter sich lassen.

Dabei hat der selbstbewusste Gipfelstürmer noch einen langen Weg vor sich. KPMG und EY setzten im Geschäftsjahr 2015/2016 beide jeweils rund 1,6 Milliarden Euro um. Marktführer PwC kam im selben Zeitraum auf eine Gesamtleistung von 1,9 Milliarden Euro.

Wachstumstreiber bei Deloitte sind die digitale Transformation und die Globalisierung. Die deutsche Deloitte hat laut FAZ in den vergangenen sechs Jahren 300 Millionen Euro in die Digitalisierung investiert, weltweit steckt Deloitte Jahr für Jahr sogar rund zwei Milliarden US-Dollar in die Weiterentwicklung der IT. Deloitte hat sich also seit Jahren schon für die neue digitale Welt gewappnet, neue Tätigkeitsschwerpunkte definiert, allein in Deutschland in den vergangenen drei Jahren rund 2.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und die gesamte Organisation auch intern auf die digitalen Herausforderungen ausgerichtet.

Jetzt erntet das Haus dafür die Früchte, urteilt die FAZ. Vieles stemmt Deloitte aus eigener Kraft, vieles auch mit Kooperationspartnern wie Google, Apple, Microsoft oder SAP, anderes wiederum durch Übernahmen.

Der neueste Zugang ist die Frankfurter SCDM Germany GmbH mit 150 Mitarbeitern. Das Softwarehaus ist auf Datenanalysen und Künstliche Intelligenz für Finanzprodukte spezialisiert. SCDM analysiert derzeit für die Bundesbank täglich 35.000 Finanzinstrumente und ist zugleich für Ratingagenturen, Investmentbanken und Versicherer tätig.

Diese spezielle Kompetenz könnte Deloitte demnächst auf dem Weg zur tagesaktuellen Abschlussprüfung sehr zupasskommen und der Schlüssel für eine vollständige, vollautomatisierte und permanente Erstellung eines Abschlusses und seiner Prüfung sein.

Im Geschäftsjahr 2016/2017 war das Consultinggeschäft die umsatzstärkste Sparte bei Deloitte in Deutschland. Die Managementberatung legte bei der Gesamtleistung um 36 Prozent auf 440 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr zu. Auch die Wirtschaftsprüfungssparte wuchs zweistellig um 27 Prozent auf 397 Millionen Euro. Hier jedoch konnte sich Deloitte weniger über neue Mandate für Bilanztestate freuen, sondern legte vor allem beim Geschäft mit prüfungsnahen Beratungsleistungen zu – wie zum Beispiel die Risikobewertung des Brexits oder von Cyber-Attacken auf Unternehmen.

Deloitte positioniert sich als Spezialist für die digitale Transformation und als Multi-Dienstleister. Plendl: „Wir sind auf Lösungen der Digitalisierung ausgerichtet und vor allem auf deren Umsetzung“.

Quelle: Börsen-Zeitung, 16. September 2017, Printausgabe Seite 10;
Handelsblatt, 15. September 2017;
FAZ, 16. September 2017 Printausgabe, Seite 24