Bosch verwandelt Autos in Hochleistungsrechner

Bosch strukturiert weiter um und fasst Software und Elektronik in einen neuen Geschäftsbereich mit 17.000 Mitarbeitern zusammen, schreibt die FAZ. Für IT-Spezialisten eine neue Chance, die IT-Architektur für das Auto von morgen mit zu entwickeln.

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Der Automobilzulieferer Bosch hatte zuletzt wegen Personalabbau für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt aber macht der Spezialist für Zukunftstechnologien im Automobilsektor mit einer strategischen Neuaufstellung des eigenen Geschäfts von sich reden, die aufhorchen lässt. Die Stuttgarter wollen beim Technologiewandel in der Autowelt ganz vorn mitmischen.

Das System der Systeme soll weniger komplex werden
Auf dem Weg hin zum autonomen Fahren hat die Zahl der Steuergeräte, die in Autos verbaut werden, stetig zugenommen. Neue Autos sind schon fast eine fahrende App: Der Bordcomputer steuert nicht nur einen Vielzahl von Fahrzeugfunktionen, sondern auch das komplette Infotainment und nimmt Anweisungen per Sprachbefehl entgegen. Bosch will nun dazu beitragen, die Zahl der Steuer- und Elektroniksysteme in den Fahrzeugen wieder drastisch zu reduzieren: Künftig sollen beim weltgrößten Automobilzulieferer die Steuergeräte gleich mehrere komplexe Aufgaben parallel erledigen können.

Neuer Software-Geschäftsbereich mit 17.000 Mitarbeiter
Um diese Geräte zu entwickeln, will Bosch seinen Konzern neu ordnen und die bislang in unterschiedlichen Einheiten arbeitenden 17.000 Mitarbeiter des Bereichs Software und Elektronik im neuen Geschäftsbereich Cross-Domain-Computing Solutions zusammenlegen. Künftig arbeiten die Bereiche der Basissoftware für Fahrzeugcomputer und Steuerungsgeräte sowie der Bereich der Software für Fahrzeugfunktionen unter einem Dach zusammen. Der Stuttgarter Konzern stellt sich so für lukrativen Markt der softwareintensiven Elektronik-Systeme neu auf, der aktuell auf 20 Milliarden Euro Umsatz geschätzt wird – und dabei jährlich um 15 Prozent wächst.

Chancen für ITler und Elektroniker
Bosch will die Autoindustrie so mit Systemen aus einer Hand beliefern, die mit Hochleistungsrechnern arbeiten und das Autofahren noch sicherer machen sollen. Für IT- und Elektronikspezialisten ergibt sich die Chance, die zukünftige IT-Architektur des ganzen Fahrzeugs zu gestalten und sich zusätzliche Wachstumspotenziale in der Autoindustrie zu erschließen. Die Palette reicht von der Herstellung von Mikrosensoren bis hin zu Cloud-Lösungen für Fahrzeugfunktionen über die Cloud. Schon heute können Fahrzeugbesitzer via App ein hunderte Kilometer entferntes Auto auf- oder zuschließen oder das Navi programmieren.

Hartware-Geschäft ist ebenfalls gebündelt
Auf der Hardwareseite hat Bosch bereit im Frühjahr 2020 seine Aktivitäten gebündelt. Insgesamt wurden 21 Werke mit 24.000 Mitarbeitern im neuen Geschäftsbereich Automotive Electronics zusammengefasst. Sie erledigen die gesamte Fertigung von Steuergeräten und Fahrzeugrechnern für alle Fahrzeugbereiche im Verbund.

Quellen: FAZ, 22.Juli 2020