An vertikalen Farmen arbeiten und das Klima retten

Technologieunternehmer statt Landwirte – so sehen sich die vertikalen Farmer. Der neue klima- und ressourcenschonende Lebensmittelanbau wächst in den nächsten fünf Jahren um 25 Prozent und bietet Jobs für Agrarwissenschaftler und Ingenieure.

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2050 muss die Landwirtschaft weltweit 10 Milliarden Menschen versorgen. Die Urbanisierung schränkt die Ackerflächen weiter ein, gleichzeitig gilt es, gegen den Klimawandel mit Dürren und Starkregen anzukämpfen sowie ressourcenschonend vorzugehen. Einen Lösungsweg stellen die sogenannten vertikalen Farmen dar: Obst und Gemüse wird mit speziellem Saatgut auf kleinsten Flächen ohne Erde übereinander angebaut. Die Pflanzen ziehen die benötigten Mineralien aus speziellen Nährlösungen, das Licht kommt aus LED-Lampen. Das braucht bis zu 90 Prozent weniger Wasser, reduziert den Flächenbedarf auf ein Zehntel und kommt ganz ohne Gentechnik aus.

Vertikal Farming geht in die Breite
Was wie Zukunft klingt, praktiziert das Berliner Start-up Infarm seit 2013. Mittlerweile wird ihr Gemüse in Supermärkten verkauft, einige Rewe- und Metrofilialen haben schon eigene vertikale Farmen. Auch Konzerne wie Bayer haben den Markt für sich entdeckt. Der Konzern entwickelt über den Partner Unfold speziell auf diese Technologie zugeschnittenes Saatgut, um unabhängig von der Jahreszeit und dem Ort Pflanzen in Hallen, Hochhäusern oder Schiffscontainern ohne Erde anzubauen.

Fischzucht und Farming kombiniert
Schon haben sich Sonderformen von vertikalen Farmen etabliert. Einige Anbieter kombinieren zum Beispiel Fischzucht mit Landwirtschaft und sind auch dabei erfolgreich, wie das 2015 gegründete Start-up Aixponic bei Aachen beweist. Die Fische wachsen in Aquarien ohne Antibiotika. Die Ammoniak-Ausscheidungen der Fische verwandelt ein Filter in Nitrate, die Pflanzen als Nährstoff für Wachstum benötigen. Ihre Wurzeln ziehen das Nitrat aus dem Wasser und reinigen es so. So reicht es für eine Gemüseernte, lediglich die Fische zu füttern.

Verzehnfachung der Flächen bis 2026
in den Wie vielversprechend der Markt für Agrarwissenschaftler und Ingenieure ist, zeigt die Prognose des Marktforschers Allied Market Research: Bis 2026 soll der bislang noch kleine Markt allein in Deutschland um 25 Prozent wachsen. Der Chemiekonzern Bayer rechnet in den nächsten fünf Jahren weltweit sogar mit einer Verzehnfachung der Anbauflächen – von derzeit 204.387 Quadratmeter auf dann zwei Millionen Quadratmeter.

Quellen: Kölner Stadt-Anzeiger, 10. Dezember 2020; Bayer