Wie Karriereberater helfen können

Ein Interview mit Jürgen Hesse, Karriereberater und Geschäftsführer des Büros für Berufsstrategie in Berlin.

Karriereberater und Geschäftsführer Jürgen Hesse

Wozu braucht der Mensch einen Karriereberater? Kann ihm ein Personalberater nicht viel besser helfen?
Wenn Sie ein juristisches Problem haben, gehen Sie doch auch nicht zur Staatsanwaltschaft, sondern zu einem Rechtsanwalt. Beide Berufsvertreter haben zwar das gleiche Studium, aber in der täglichen Arbeit doch eine ganz andere Ausrichtung und Wertvorstellung. Ein Personalberater ist deutlich anders orientiert und motiviert als der Karriereberater, der Ihnen zur Seite steht, um Ihre Interessen und Fähigkeiten besser zu vermarkten.

Nun drängen allerdings auch immer mehr Personalberater auf den Markt der Karriereberater, weil sie weniger oder keine Kunden, also Auftraggeber, haben beziehungsweise selbst arbeitslos geworden sind und nun neue Einsatzfelder brauchen. Sie versuchen es mit der Beratung von Bewerbern, die sie für sich als Zielgruppe neu entdecken. Das ist wie bei der Polizei, die sich bisweilen auch der Unterstützung von Ganoven bedient um noch größere Ganoven dingfest zu machen… 

Was ist das häufigste Anliegen Ihrer Klienten?
Hilfe und Unterstützung bei der Eroberung eines Arbeitsplatzes. Ganz besonders wichtig: Wie optimiere ich meine schriftliche Bewerbung, damit ich eingeladen werde und wie überzeuge ich im Vorstellungsgespräch.Andere Themen sind Aufstieg, Assessment-Center, Karriereplanung und berufliche Neuorientierung im dem Sinne, was sind meine wirklichen Talente, aber auch Weiterbildung oder Probleme mit Vorgesetzten. Sehr häufig werden wir um die Einschätzung der Bewerbungsunterlagen und was das Arbeitszeugnis betrifft, gebeten. 

Welche Qualifikation sollte ein Karriereberater denn mitbringen, um helfen zu können?
Viele Kriterien sind hier zu berücksichtigen - beispielsweise eine fundierte Ausbildung (Studium) sowie pädagogische Fähigkeiten. Die wichtigsten sind jedoch umfassende, profunde Kenntnis der Spielregeln des Arbeitsmarktes, Beratungspsychologie und die Fähigkeit, durch gute Fragen und aktives Zuhören den Klienten zu stärken und voranzubringen. 

Wo finde ich einen solchen Berater?
Nicht unbedingt in den "Gelben Seiten", auch nicht im Freundes- oder Familienkreis. Schon eher in den einschlägigen Publikationen und Medien, die sich mit der Thematik Beruf und Karriere inhaltlich beschäftigen. 

Wird Karriereberatung allmählich zur ganz normalen Dienstleistung?
Immer mehr und deshalb ein ganz klares Ja!  

Sie sagten, Karriereberater helfen auch konkret bei Bewerbungen. Wie sieht das aus?
Es geht um die Erklärung der entscheidenden Spielregeln, den veränderten Blick auf das Bewerbungsvorhaben, einige gute Tipps und Tricks und wenn nötig auch die Unterstützung bei der Umsetzung sowie um die gründliche Vorbereitung und Einübung dessen, was Ihr Gegenüber, der Personalauswähler, von Ihnen als Kandidat positiv erwartet. Dieser Beratungsprozess kann innerhalb von wenigen Beratungsstunden erfolgreich vorangebracht werden und das Investment zahlt sich für Sie absolut schnell aus. Kein vernünftiger Mensch, der nicht Mechaniker oder Ingenieur ist, würde heute sein neues Auto bei einem größeren technischen Problem allein, quasi vor der Tür mit Zange und Schraubenzieher, selbst zu reparieren wagen…

Viele Bewerber lassen sich aber im übertragenen Sinn und in einer Trial und Error-Manie auf diese berufliche Herausforderung ein. Kein Wunder, wenn es dann sehr lange dauert oder sogar schief geht und das Selbstbewusstsein Schaden nimmt.  

Mit welchen Methoden sollte ein seriöser Berater arbeiten?
Verschiedenes kann man hierzu anführen. Ich setze vor allem auf Vertrauen. Das bedingt eine Sympathie, aus der Vertrauen erwächst und mündet in ein stabiles Zutrauen. Das gilt übrigens für beide: den Berater wie den zu Beratenen. 

Wie lang dauert eine gute Beratung?
Bis Sie als Klient das Gefühl haben, jetzt selbst erfolgreich sein zu können oder es bereits sind!

Und was darf sie kosten?
Das, was die Beratungsleistung Ihnen Wert ist. Die Stundenhonorarsätze liegen etwa zwischen 50 und 200 Euro, die Dauer, die es braucht, kann sehr schwanken. Von einer Stunde bis zu etwa 30. Im Durchschnitt brauchen unsere Klienten an den verschiedenen Standorten des Büro für Berufsstrategie eine Unterstützung von weniger als zehn Stunden und bezahlen bei einem Stundensatz von 120 Euro in der Regel deutlich weniger als ein Drittel eines Monatsbruttolohns. Das ist eine lohnende Investition, denn jeder Monat früher am beruflichen Ziel zahlt sich doppelt und dreifach wieder aus! 

Das Gespräch führte Marina Sverdel

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