VW verwandelt das Auto in ein Smartphone

Wenn Google Autos baut, dann kann Volkswagen auch Internet. Nach diesem Motto entwickelt VW zurzeit den Online-Shop auf Rädern. Das Ziel: Die Internetkonzerne auszubooten. Die Software dafür programmiert der Autoriese selbst.

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In den letzten Jahren ist Konnektivität zum Zauberwort für die Autoindustrie geworden. Es geht um die Verarbeitung von Milliarden von Daten aus Kameras und Sensoren für das (künftige) autonome Fahren ebenso wie um die Nutzung von Internet-Diensten und -Angeboten während des Fahrens. Die Daten und die Software wollen die Autokonzerne nicht den großen Internet-Giganten überlassen, sondern in Eigenregie selbst verarbeiten – und das eröffnet große Karrieremöglichkeiten für IT-Spezialisten in der Autoindustrie.

VW hat agile Software-Einheit in Berlin gegründet

Besonders stark engagiert sich jetzt der Volkswagen-Konzern, denn er hat Nachholbedarf: Um das Auto zu einem vernetzten, digitalen Einkaufszentrum zu machen, das unabhängig von Google & Co funktioniert, gründete der Autokonzern erst im Frühjahr 2019 eine eigene „agile Software-Einheit“ mit 500 Software-Fachleuten. Jetzt holt er zum großen Schlag aus und hat das IT-Unternehmen Diconium mit seinen 1.000 Mitarbeitern komplett übernommen. Das IT-Start-up entwickelt für die Autoindustrie Apps und Bezahlsysteme für das Laden und Tanken, Park-Apps, Musik-Streamingdienste und Navigationssoftware. Diconium behält den Namen, um auch weiterhin ähnliche Systeme für Wettbewerber entwickeln zu können.

2020 sollen 2.500 weitere ITler hinzukommen

Um zusätzlich aufs Tempo zu drücken, will VW allein im Jahr 2020 rund 2.500 Software- und Digital-Spezialisten einstellen. Beste Chancen haben Experten aus den Bereichen Elektromobilität, Vernetzung und Digitalisierung künftiger Fahrzeuggenerationen. Dafür hat sich der Konzern große Ziele gesetzt: Entwickelt Volkswagen derzeit nur zehn Prozent der Software für seine Autos selbst, soll dieser Eigenanteil im Jahr 2025 bereits mehr als 60 Prozent betragen. Dafür plant VW ab Anfang 2020 die Kompetenzen in der Fahrzeug-IT zusammenzuführen und sukzessive aufzustocken. Bis 2025 will der Autobauer mehr als 10.000 IT-Experten für sich gewinnen. Sie werden an den Standorten Wolfsburg, Ingolstadt, Berlin, Seattle und Peking arbeiten.

Duales IT-Studium bietet Einstieg bei VW für Schüler

Um möglichst schnell ein eigenes Heer an IT-Fachkräften vorhalten zu können, wirbt VW auch mit einem Ausbildungseinstieg in die IT über ein duales Studium für mobilitätsaffine Schüler. Sie können an den VW-Standorten Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg beispielsweise Informatik, Wirtschaftsinformatik oder Elektro- und Informationstechnik studieren.

 

Quellen: FAZAutohaus, Kölner Stadt-Anzeiger, 11./12. Januar 2020, Printausgabe Seite 11