Start-ups fahren Headhuntern in die Parade

Start-ups setzten mit ihren Apps und Softwarelösungen die etablierten Headhunter unter Druck. Wer von ihnen die Digitalisierung außer Acht lässt, hat bald keine Chance mehr, schreibt die FAZ.

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Mario Bossler vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg spricht von „goldenen Zeiten“ für die private Arbeitsvermittlung. Sein Urteil fußt auf einer längeren Beobachtung, wie die Digitalisierung den Personalvermittlungsmarkt umkrempelt. Denn Start-ups setzen die klassischen Headhunter- und Personalvermittlungsagenturen mit ihren frischen Ideen gehörig unter Druck.

Bei „Taledo“ etwa aus Berlin können Jobsuchende ein Profil anlegen – und die Unternehmer müssen sich beim „Bewerber“ bewerben. „Talent Tree“ setzt auf Persönlichkeitstests, Chat-Bots und Spezial-Software, um das Netz nach jungen Unternehmer- und Führungstalenten zu durchforsten. „Firstbird“ hat eine App für Unternehmen programmiert, mit dem Mitarbeiter Vorschläge für Stellenbesetzungen aus dem Bekanntenkreis machen können und bei erfolgreicher Vermittlung einen Bonus erhalten.

Weil die Start-ups nicht nur Fach- und Führungskräfte für die unteren und mittleren Hierarchieebenen, sondern auch Chefpositionen bedienen, müssen sich die etablierten Personalberater- und Personalvermittler anstrengen. „Wer die Digitalisierung außer Acht lässt oder falsch interpretiert, wird in wenigen Jahren keine Chance mehr haben“, urteilt Christoph Nehring, Geschäftsführer der Headhunter-Agentur Hapeko. Seiner Einschätzung nach krempelt die Digitalisierung den Markt um – zugunsten einer Marktkonzentration der Anbieter, die „sich die teure Technik leisten und sie bedienen können“.

Etablierte Headhunter glauben zwar nach wie vor daran, dass auch künftig eine hochwertige und vertrauensvolle persönliche Ansprache im Headhunting-Geschäft ein wesentlicher Erfolgsfaktor bleiben wird, aber sie müssen die neuen Konkurrenten ernst nehmen, meint Stephan Löw von der Headhunter-Agentur Topos: „Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.“

Quelle:FAZ, 3./4. Februar 2018